Tatverdächtige aufgespürt
Nach Angaben von Nachrichtenagenturen sowie der Zeitungen Le Parisien und Le Figaro sind die beiden Tatverdächtigen des Anschlags auf die Satirezeitung Charlie Hebdo in Nordfrankreich gesichtet worden. Sie seien schwer bewaffnet und mit einem grauen Renault Clio unterwegs, hat die Agentur AFP von Seiten der Polizei erfahren. Sie sollen in der Nähe des Ortes Villers-Cotterêts im Département Aisne nordöstlich von Paris eine Tankstelle ausgeraubt haben und in Richtung Seine-et-Marne geflüchtet sein, berichtet Le Point. Der Betreiber habe die Männer "eindeutig erkannt". "Die beiden sind vermummt, mit Kalaschnikows und anscheinend mit Granatwerfern" ausgerüstet, hieß es.
Schießerei im Süden von Paris
Einen Tag nach dem Anschlag auf die Satirezeitung Charlie Hebdo hat ein Mann am südlichen Stadtrand von Paris um 8.19 Uhr das Feuer auf Polizisten eröffnet. Eine Polizistin starb bei dem Angriff in der Nähe der Porte de Châtillon, ein Mitarbeiter der Stadtreinigung wurde lebensgefährlich verletzt. Der Angreifer, der eine schusssichere Weste trug, ist Medienberichten zufolge auf der Flucht. Innenminister Bernard Cazeneuve verließ überstürzt eine Krisensitzung im Elysée-Palast zum Anschlag auf Charlie Hebdo. Ob der Vorfall in Verbindung mit dem Anschlag auf Charlie Hebdo steht, ist noch nicht klar.
Angriff auf mindestens eine Moschee
In mehreren Gemeinden Frankreichs kam es zu Attacken auf muslimische Einrichtungen. Eine Moschee im nordwestfranzösischen Le Mans sowie ein muslimischer Gebetsraum im südfranzösischen Port-la-Nouvelle seien in der Nacht beschossen worden, teilten die zuständigen Staatsanwaltschaften mit. Verletzt wurde demnach niemand.
Im nordwestfranzösischen Le Mans haben Unbekannte in der Nacht zum Donnerstag vier Übungsgranaten in eine Moschee geworfen. Eine davon explodierte. Nach Angaben der Zeitung Le Maine libre wurde auch ein Fenster der "mosquée des Sablons" durchlöchert. Im südfranzösischen Port-La Nouvelle wurde am Mittwochabend gegen 20 Uhr ein Gebetsraum beschossen. In der Nähe einer Moschee im Osten Frankreichs kam es am Donnerstagmorgen zu einer Explosion. Wie die Zeitung Le Progrès berichtet, geht der Bürgermeister von Villefranche (Département Rhône), Bernard Perrut, von einem Zusammenhang zu dem Anschlag von Paris aus. Auch dies ist noch nicht bestätigt, ein Unfall gilt jedoch als unwahrscheinlich.
Valls berichtet von "mehreren vorläufigen Festnahmen"
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Frankreichs Premierminister Valls hatte am Morgen in einem Interview von "mehreren vorläufigen Festnahmen" nach dem Terroranschlag berichtet. Die betreffenden Personen befänden sich in Polizeigewahrsam, sagte der Regierungschef im Radiosender RTL.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters und des Senders Europe-1 soll es sich um sieben Verdächtige handeln - sowohl Männer als auch Frauen. Zwei Personen seien im nordostfranzösischen Charleville-Mézières, vier in Reims etwa 120 Kilometer östlich von Paris und eine Person in Gennevilliers nahe Paris festgenommen worden.
Einer der Verdächtigen stellt sich
Ein 18-Jähriger, der an dem Terroranschlag beteiligt gewesen sein soll, ist seit der Nacht in Polizeigewahrsam. Der Mann stellte sich der Polizei in seiner Heimatstadt Charleville-Mézières, wie das Innenministerium in Paris mehreren Medien bestätigte. In der Nacht durchsuchten Spezialeinheiten auch ein Haus in Reims.
Ob die anderen beiden mutmaßlichen Verdächtigen, zwei Brüder im Alter von 32 und 34 Jahren, unter den Festgenommenen sind, ist noch unklar. Die Polizei hatte ein Fahndungsplakat herausgegeben und warnte davor, dass die Männer "bewaffnet und gefährlich" seien. Sie sollen Berichten von Le Point und Le Monde zufolge einen Personalausweis im Fluchtwagen vergessen haben.
Was über die mutmaßlichen Attentäter bekannt ist
Chérif Kouachi und sein älterer Brüder Saïd wurden beide in Paris geboren. Sie besitzen die französische Staatsbürgerschaft. Wie Libération berichtet, wurden sie von ihren algerischstämmigen Eltern adoptiert. Bei Chérif soll es sich den Behörden zufolge um einen bekannten Dschihadisten handeln. Bereits 2005 war er in Paris als Mitglied eines Netzwerks verhaftet worden, das geholfen haben soll, Kämpfer in den Irak zu schicken. Diese sollten sich dort al-Qaida anschließen.
Im folgenden Gerichtsprozess beschrieb der Anwalt die Radikalisierung des damals 22-Jährigen: Kouachi sei zunächst nicht besonders gläubig gewesen, habe gekifft, vorehelichen Sex gehabt und auch Alkohol getrunken. Die Wandlung vom Pizzaboten zum Dschihadisten habe der Folterskandal von Abu Ghraib ausgelöst - und der Salafistenprediger Farid Benyettou sei zur Bruderfigur geworden. In dessen Gruppe lernte Kouachi auch den Umgang mit der Kalaschnikow. 2008 wurde Chérif zu drei Jahren Haft verurteilt, eineinhalb Jahre davon wurden zur Bewährung ausgesetzt.
Über Hamyd Mourad, der sich der Polizei gestellt hat, ist kaum etwas bekannt. Der Nachrichtenseite l'internaute zufolge lebte der 18-Jährige ohne festen Wohnsitz in der Ardennenstadt Charleville-Mézières.
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Der Hergang des Terroranschlags
Der Anschlag hatte sich gegen 11.30 Uhr im 11. Arrondissement im Osten der französischen Hauptstadt ereignet. Die Brüder sollen mit Kalaschnikows und einem Granatwerfer bewaffnet die Redaktionsräume gestürmt und um sich geschossen haben.
Bei ihrer Flucht schossen die Angreifer einen Polizisten an und überfuhren später einen Fußgänger. Insgesamt, so hieß es einige Stunden nach der Tat von Seiten der Staatsanwaltschaft, seien zwölf Menschen getötet worden. Elf Personen seien schwer verletzt worden, vier von ihnen schwebten in Lebensgefahr.
Offenbar islamistischer Hintergrund
Nach Informationen aus Justizkreisen ist unter den Toten auch der Herausgeber von Charlie Hebdo, der Zeichner Stéphane Charbonnier, bekannt als "Charb". Auch seine Kollegen Jean Cabut, Georges Wolinski und Bernhard Verlhac, bekannt als "Cabu", "Wolinski" und "Tignous", sind tot. Sie wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft von einem Überlebenden des Anschlags identifiziert.
Ein islamistischer Hintergrund ist nach bisherigen Erkenntnissen sehr wahrscheinlich. Die Täter riefen nach Angaben von Zeugen: "Wir haben den Propheten gerächt" und "Allah ist groß". Auch eine Zeichnerin, die den Anschlag überlebte, sprach davon, dass die Täter sich ihr gegenüber zur Terrororganisation al-Qaida bekannt hätten.
Französische Medien wollen "Charlie Hebdo" erhalten
Große französische Medienhäuser sagten der Satirezeitung Charlie Hebdo Hilfe zu. Der staatliche Hörfunk und das Fernsehen sowie die Tageszeitung Le Monde erklärten, sie wollten das notwendige Personal und Sachmittel zur Verfügung stellen. Die Mitteilung trägt die Überschrift: "Damit Charlie lebt." Die Direktoren von Radio France, France Télévisions und Le Monde riefen alle anderen französischen Medien auf, die Presse- und Meinungsfreiheit hochzuhalten.
Staatstrauer am Donnerstag
Frankreichs Präsident François Hollande nannte den Anschlag eine "außergewöhnlich barbarische Tat" und erklärte den Donnerstag zum nationalen Trauertag. In Paris wurde die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen.
In zahlreichen französischen Städten versammelten sich am Mittwochabend Zehntausende Menschen zu spontanen Demonstrationen, um der Opfer des Anschlags zu gedenken und für Pressefreiheit einzutreten. Auch im Ausland gab es Solidaritätsbekundungen: Unter anderem Kanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier drückten ihr Mitgefühl aus.