Mordprozess in Potsdam:"Wenn ich euch nicht bekomme, bekommt euch niemand"

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Das Motiv könnte Streit um das Sorgerecht gewesen sein, als ein Däne im vergangenen August seine beiden Töchter tötete. Im Prozess vor dem Potsdamer Landgericht trat dem Angeklagten nun seine Ex-Frau gegenüber, Mutter der Kinder und Nebenklägerin.

Knapp neun Monate nach dem Feuertod ihrer beiden Töchter hat eine dänische Mutter im Mordprozess gegen ihren Ex-Mann vor dem Landgericht Potsdam ausgesagt. Der 41-Jährige Vater der beiden Mädchen hatte vor Gericht gestanden, seine neun und zehn Jahre alten Töchter im August 2011 ermordet zu haben.

Die 41-Jährige schilderte, wie es zur Trennung von dem Angeklagten gekommen war und welche Konflikte die Trennung nach sich zog: "Er wollte die Kinder so viel wie möglich - und ich sollte sie so wenig wie möglich haben", sagte die Mutter.

Wie bereits andere Zeugen beschrieb die Mutter, die im Prozess als Nebenklägerin auftritt, ihren Ex-Mann zunächst als liebevollen Vater. "Er hat alles getan, was ihm möglich war, um ein guter Vater zu sein."

Anschließend berichtete die Frau von Streitigkeiten, die vor allem das Sorgerecht und den Wohnort der Mädchen betrafen. Zunächst seien die Kinder abwechselnd je eine Woche bei Mutter und Vater gewesen. Doch der Angeklagte habe mehr Zeit mit seinen Töchtern verbringen und mit ihnen umziehen wollen. Diese Pläne sorgten im Juni 2011 für Streit. Einmal habe er gesagt: "Wenn ich euch nicht bekomme, bekommt euch niemand."

Ursprünglich hatte die Mutter schon Ende März vor Gericht aussagen sollen. Nach einem Selbstmordversuch ihres Ex-Mannes war ihre Befragung jedoch verschoben worden. Der Vater der Mädchen muss sich wegen Mordes aus niederen Beweggründen vor Gericht verantworten.

Der Däne hatte im Prozess berichtet, er habe sich ursprünglich zusammen mit den Kindern das Leben nehmen wollen: Anstatt nach einem Kurzurlaub in Deutschland von Hamburg aus nach Dänemark zurückzufahren, sei er nach Berlin abgebogen, sagte er vor Gericht. Während der Fahrt habe eine seiner Töchter über Reiseübelkeit geklagt. Daraufhin habe er beiden Kindern Schlaftabletten verabreicht, erklärte er. Als die Mädchen schliefen, habe er beschlossen, sich und seine Töchter umzubringen.

Nach seiner eigenen Darstellung verließ er die Autobahn, fuhr in ein Waldstück, holte zwei Benzinkanister aus dem Kofferraum und verteilte den Treibstoff im ganzen Wagen. Anschließend habe er mit einem Feuerzeug das Auto angesteckt, in dem er und die Kinder saßen. Später flüchtete er aber aus dem brennenden Wagen.

Brandexperten bezweifeln jedoch die angebliche Suizid-Abnsicht des Mannes. Ein erstes Gutachten stuft ihn als voll schuldfähig ein.

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