Mordfall Dennis:Tatverdächtiger soll Pflegekinder betreut haben

Lesezeit: 2 min

Den Mord an drei Jungen hat Martin N. eingeräumt. Nun prüft die Polizei, ob der mutmaßliche Serientäter für noch mehr Fälle verantwortlich sein könnte. Einem Bericht zufolge soll der Pädagoge mehrmals Pflegekinder bei sich aufgenommen haben.

Der mutmaßliche Serienmörder Martin N., der die Tötung von drei Jungen gestanden hat, soll früher auch Pflegekinder betreut haben. Nach Angaben ehemaliger Nachbarn habe N. Ende der neunziger Jahre wiederholt "etwa 10 bis 15 Jahre alte Pflegekinder" in seiner damaligen Souterrainwohnung in Bremen-Neustadt bei sich aufgenommen, berichtete Der Spiegel. Die Kinder hätten aus sozial benachteiligten Familien gestammt und seien zur vorübergehenden Betreuung an N. vermittelt worden.

Das Wohnhaus des Verdächtigen im Mordfall Dennis: Die Polizei rechnet damit, dass sich die Ermittlungen noch über Monate hinziehen könnten. (Foto: dapd)

Ob die Angaben zutreffen und, falls ja, wer für die Vermittlung der Kinder an den offenbar pädophilen N. verantwortlich war, werde derzeit in der Bremer Sozialbehörde geprüft. Eine Sprecherin der Sonderkommission der Polizei wollte die Angaben weder bestätigen noch dementieren. Es gingen jedoch zahlreiche neue Hinweise ein, die in den kommenden Wochen geprüft würden.

Die Polizei hatte den Tatverdächtigen im Mordfall Dennisam Mittwoch in Hamburg-Wilstorf festgenommen. Der heute 40-Jährige gestand, zwischen 1992 und 2001 drei kleine Jungen umgebracht zu haben. Darüber hinaus soll der Mann für mindestens 40 weitere Fälle von sexuellem Missbrauch verantwortlich sein.

Derzeit laufen die Ermittlungen weiter. Die Polizei prüft, ob der Pädagoge möglicherweise für noch mehr Fälle verantwortlich sein könnte. "Wir haben noch sehr viel Arbeit vor uns und werden dafür noch Wochen oder Monate brauchen", sagte Polizeisprecher Jürgen Menzel dem NDR-Fernsehen.

Die Ermittler in Verden erklärten, dass der Festgenommene mit zwei weiteren Morden an Jungen in Frankreich und den Niederlanden "nichts zu tun haben" wolle. Man werde dies aber weiterhin prüfen, sagte der Leiter der Soko "Dennis", Martin Erftenbeck. Dazu werde ein Bewegungsbild des Mannes erstellt.

Laut Polizei war Martin N. als Sexualtäter bekannt, aber nicht vorbestraft. Zeugen beschrieben den Pädagogen, der zwischenzeitlich auch Jugendbetreuer war und zuletzt in der Erwachsenenbildung arbeitete, als sozial unauffällig und hilfsbereit. Der gebürtige Bremer lebte seit zehn Jahren in Hamburg.

Bereits 2007 im Visier der Soko "Dennis"

Der Tatverdächtige war als "schwarzer Mann" oder "Mann mit der Maske" bekannt geworden. Er soll vornehmlich nachts mit schwarzer Motorradkleidung und Sturmmaske in Häuser eingedrungen sein und Kinder sexuell missbraucht haben.

Laut Geständnis war das letzte Opfer 2001 der neun Jahre alte Dennis K. aus Osterholz-Scharmbeck. 1995 soll der frühere Lehramtsstudent den achtjährigen Dennis R. aus Nordrhein-Westfalen umgebracht haben, den er in einem Ferienzeltlager in Schleswig-Holstein aufspürte. 1992 war nach dem Geständnis des Mannes der 13 Jahre alte Stefan J. sein Opfer geworden - er verschwand aus einem Internat im niedersächsischen Scheeßel.

Den entscheidenden Hinweis auf den Verdächtigen lieferte nun ein Zeuge, der 1995 als Zehnjähriger mutmaßlich Opfer des Mannes geworden war. Der Verdächtige soll damals in das Wohnhaus der Familie in Bremen eingedrungen sein und den Jungen in seinem Kinderzimmer sexuell missbraucht haben.

Nun habe sich das Opfer erinnert, dass zuvor auf einer Ferienfreizeit ein Betreuer auffällig nach seiner Wohnsituation gefragt habe. Dieser Hinweis sei nach Angaben der Polizei der Schlüssel zur Aufklärung der Morde gewesen.

Die Fahnder hatten nach dem Zeugenhinweis die Wohnung des Mannes in Hamburg durchsucht. Es sei nach Angaben der Staatsanwaltschaft belastendes Datenmaterial auf dem PC des Mannes gefunden worden. Zudem habe er exklusives Täterwissen präsentiert.

Martin N. sei als Sexualstraftäter bereits 2007 im Visier der Soko "Dennis" gewesen. Jedoch habe es damals keinen ausreichenden Tatverdacht gegeben. Bereits zwei Jahre vor dem Mord an Dennis soll der 40-Jährige schon einmal in das Schullandheim Wulsbüttel eingedrungen sein, einen Jungen geweckt und in einer sexuell motivierten Pose fotografiert haben.

© dpa/Reuters/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Chronik
:Wie Dennis verschwand

Im September 2001 verschwindet der neunjährige Dennis aus einem Schullandheim in Wulsbüttel im Kreis Cuxhaven. Zehn Jahre suchte die Polizei nach dem Täter - bis heute.

in Bildern

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: