Monokelkobra ist tot:Giftiger "Wurm mit Zunge"

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Die dreiwöchige Schlangenjagd in Mülheim an der Ruhr ist zu Ende. Die Monokelkobra wurde tot in der Wohnung ihres Besitzers aufgefunden, wo sie Mitte März aus einem Terrarium ausgebüxt war.

Der Giftschlangen-Albtraum von Mülheim ist vorbei. Am Ende war es ein Klebeband, auf dem die Mini-Kobra haften blieb - und starb. "Sie schien vertrocknet, fast schon ausgehöhlt: Der Kadaver, das war ein trauriger Anblick", sagt Philip Schröder, Bewohner des "Schlangen-Hauses". Für ihn ist der Tod der Schlange gleichwohl das lang ersehnte Happy-End. Schröder lebt zusammen mit seiner Freundin direkt unter jener Wohnung des 19- jährigen Reptilienfreundes, in der vor drei Wochen die Monokelkobra ausgebüxt war.

Mit dem Fund des toten Tiers endet der Ausnahmezustand für die drei Mietparteien in der ansonsten beschaulichen Mülheimer Wohngegend: Nachdem der Besitzer seinerzeit die Feuerwehr gerufen hatte, wurde die Straße gesperrt, das Mehrfamilienhaus evakuiert, die Dachgeschosswohnung des Schlangenhalters ausgeräumt und komplett entkernt: Die vielen Furchen und Ritzen in dem alten Haus boten unzählige kleine Verstecke und trieben den Suchtrupp zur Verzweiflung.

Wurm mit Zunge

Ein paar Tage später wurde das Haus versiegelt: Die Schlange sollte ausgehungert werden. Schröder und seine Freundin zogen in eine Wohnung des Ordnungsamtes. "Dabei hatten wir es uns gerade in der Kleiststraße nett gemacht", sagte er.

Der Albtraum hatte mit einem niedlichen Anblick begonnen: Im Treppenhaus des Mehrfamilienhauses begegnete Schröder wenige Tage vor der Schlangenflucht dem Besitzer. Zurück von einer Reptilienmesse präsentierte er dem Mieter, was er dort für 70 Euro erworben hatte.

"Ein Wurm mit Zunge, mehr nicht, die kann doch nicht giftig sein", dachte Schröder. Doch dann kam alles anders: Das Haus wurde zur Schlangengrube. In dieser Woche sollte der Umzugswagen bestellt werden, um letzte Möbel aus der Wohnung zu schaffen. "Was für ein Glück. Damit hätten wir nicht gerechnet", sagt Schröder.

Ein riesiges Unternehmen

Oberbrandmeister Torben Rankl von der Reptiliengruppe der Düsseldorfer Feuerwehr fand den Kadaver bei seiner Routine-Kontrolle durch das Schlangenhaus. Weil die täglichen Patrouillen zunächst keinen Erfolg zeigten, hatten die Kobrajäger bereits über den Einsatz von Hitze oder Ködern mit nackten, gefrorenen Baby-Mäusen nachgedacht, um die Kobra aus ihrem Versteck zu locken. Die Schlange war nicht dicker als ein Bleistift, nicht länger als ein übliches Lineal. Gleichzeitig war sie mit einem Gift ausgerüstet, das binnen Stunden tödlich wirkt. In den ersten Tagen der Suche hatten Sanitäter stets ein Gegengift bereit gehalten.

Die Gesamtkosten des Einsatzes werden auf rund 100.000 Euro geschätzt, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels. Während der Evakuierungs-Phase kostete allein die Arbeit der Feuerwehr 850 Euro pro Stunde. Hinzu kamen Entrümpler, Bauunternehmer , Möbeltransporter. "Das wird die Stadt zunächst einmal bezahlen müssen", sagte Wiebels. In den nächsten Tagen werde der Schlangenhalter eine Rechnung erhalten. Ob der 19-Jährige diese Summe allerdings begleichen kann, ist noch unklar.

© Andreas Sträter, dpa/AFP/wolf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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