Die Polizei hat bei den Razzien rund um den Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach 1000 Polizisten im Einsatz gehabt und mehr als 2000 Beweismittel sichergestellt. Dabei handele es sich unter anderem um Datenträger, sagte Ermittlungsleiter Michael Esser am Mittwoch in Köln. Die Auswertung werde sehr viel Zeit einnehmen. Man habe auch Tresore sichergestellt.
Die Razzia habe sich gegen 48 Männer und zwei Frauen gerichtet. Es sei die bisher größte Aktion der Ermittlungskommission gewesen. Die Tatverdächtigen, deren Wohnungen durchsucht worden seien, stünden nicht im Verdacht, selbst Kinder missbraucht zu haben.
Die weit meisten Einsätze habe es in Bayern gegeben. Dort sei die Polizei an 15 Orten gegen 13 Tatverdächtige vorgegangen, sagte Esser am Mittwoch in Köln. Insgesamt gab es in zwölf Bundesländern Razzien.
Es wird inzwischen gegen mehr als 80 Personen ermittelt
Die Ermittlungen rund um den Missbrauchskomplex haben schon zu Spuren in sämtliche Bundesländern geführt. Mit Stand Ende August wird allein in Nordrhein-Westfalen gegen mehr als 80 Beschuldigte ermittelt, zehn Menschen waren bereits angeklagt, einer ist in Haft, acht in Untersuchungshaft.
Die Ermittler sprechen von einem "Schneeball-System": Mit jedem Verdächtigen würden sie auf weitere Täter aufmerksam. Ende Juni hatte NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) mitgeteilt, dass die Ermittler im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach auf 30 000 Spuren gestoßen seien, die zu potenziell mehr als 30 000 Verdächtigen, Tatorten und Opfern führen könnten. Es gehe dabei nicht nur um die Verbreitung und den Besitz von Kinderpornografie, sondern auch um schweren Kindesmissbrauch.
Ins Rollen gebracht wurden die Ermittlungen durch eine Durchsuchung im Oktober 2019 bei einem Mann in Bergisch Gladbach bei Köln. Bei ihm fand die Polizei Tausende Bilder und Videos mit kinderpornografischen Inhalten. Jörg L. steht inzwischen vor Gericht, der Prozes gegen ihn hat Mitte August begonnen.