Vor drei Jahren wurde er offiziell für tot erklärt, dennoch haben die Bewohner des mexikanischen Dorfes San Agustín Amatengo einen Mann namens Leningua Raymundo Carballido Morales zum Bürgermeister gewählt. Dass er vorigen Sonntag mit elf Stimmen Vorsprung die Wahlen gewinnen konnte, machte die Staatsanwaltschaft stutzig. Sie leitete Ermittlungen ein. Ihr Verdacht: Der Überraschungssieger hatte 2010 seinen eigenen Tod vorgetäuscht, um einer Festnahme im Zusammenhang mit der Gruppenvergewaltigung einer Frau sechs Jahre zuvor zu entgehen.
Tatsächlich machte ein lebendiger Kandidat gleichen Namens eifrig Wahlkampf in dem Ort des Bundesstaates Oaxaca, trat bei öffentlichen Veranstaltungen auf und gab Journalisten Interviews. Zwei Tage vor der Abstimmung berichtete die örtliche Zeitung Tiempo de Oaxaca dann, Carballido Morales' Anwalt habe den Behörden seinerzeit eine gefälschte Todesurkunde ausgehändigt. Das von einem Arzt beglaubigte Dokument erklärte demnach "natürliche Folgen" einer Diabetes-Erkrankung zur Todesursache.
Die politisch linksgerichtete Demokratische Revolutionspartei PRD, die als Teil der von Carballido Morales angeführten Koalition mit den Konservativen in den Wahlkampf gegangen war, gab sich angesichts der Aufregung ganz sachlich: Sollte der neu gewählte Bürgermeister ein Verbrechen begangen haben, müsse er eben "ersetzt werden" - und zwar durch seinen Stellvertreter.