Messerangriff:"Das ist ein absoluter Schock für die Ravensburger"

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Kriminaltechniker der Polizisten sichern den Tatort auf dem Marienplatz in Ravensburg. (Foto: dpa)
  • Bei einem Messerangriff in der Ravensburger Innenstadt sind drei Menschen schwer verletzt worden.
  • Tatverdächtig ist ein 21-jähriger Asylbewerber. Er leide an einer psychiatrischen Erkrankung und werde deshalb in einer Fachklinik untergebracht, teilte die Polizei mit.
  • Der Oberbürgermeister der Stadt sah sich plötzlich selbst dem mutmaßlichen Täter gegenüber.

Oberbürgermeister Daniel Rapp (CDU) rechnet nach einem Messerangriff in der Ravensburger Innenstadt mit einem Aufflammen der Sicherheitsdebatte. "Das ist ein absoluter Schock für die Ravensburger und die Menschen aus der Region", sagte er in einem Interview mit der Schwäbischen Zeitung.

Rapp war am Freitagnachmittag direkt auf den tatverdächtigen Angreifer getroffen. In dem Interview berichtete er weiter: "Nachdem mir Leute zugerufen hatten, dass da jemand mit einem blutigen Messer herumläuft, war das einzige, was ich überlegt habe: Ich renne jetzt dahin, vielleicht sind da Menschen, die Hilfe brauchen und verletzt sind, vielleicht muss ich den Rettungsdienst rufen. Mit dieser Absicht bin ich losgelaufen - und dem Mann mit dem Messer direkt in die Arme." Diesen habe er dann aufgefordert, das Messer auf den Boden zu legen. Anschließend konnte der Täter, ein 21-jähriger Afghane, gestellt werden.

Mulmiges Gefühl

Nach ersten Erkenntnissen der Polizei soll der Täter zunächst auf zwei Passanten an einer Bushaltestelle auf dem Ravensburger Marienplatz eingestochen haben und anschließend 50 Meter entfernt auf ein weiteres Opfer. Bei den Opfern handelt es sich um zwei 19 und 20 Jahre alte Asylbewerber aus Syrien und einen 52-jährigen Deutschen. Ein Opfer erlitt lebensgefährliche Verletzungen, war am Samstag aber nicht mehr in Lebensgefahr, wie die Polizei mitteilte. Auch die beiden anderen Opfer erlitten schwere Verletzungen.

Nach Einschätzung eines Gutachters leide der Mann an einer tiefgreifenden psychiatrischen Erkrankung und sei bereits mehrfach in stationärer Therapie gewesen, teilte die Polizei am Samstag mit. Anstelle eines Haftbefehls wurde ein sogenannter Unterbringungsbefehl in die Psychiatrie erlassen. Die Schuldfähigkeit sei nach dem vorläufigen Sachverständigen-Gutachten bei der Tat ausgeschlossen oder zumindest erheblich vermindert gewesen.

Rapp sagte später, er habe Verständnis dafür, wenn Bürger nun ein mulmiges Gefühl hätten. Auch Videoüberwachung schließe er künftig nicht aus. Bereits seit längerem gebe es Diskussionen um die Sicherheit in der Innenstadt.

Der baden-württembergische Integrationsminister Manne Lucha (Grüne), der selbst in Ravensburg lebt, rief die Bürger auf, zusammenzustehen. "Wir lassen uns nicht von Menschen auseinanderdividieren, die diese furchtbare Tat nun für politische Zwecke missbrauchen."

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