"Mehr Mut zum Kind":Vater werden ist schon schwer

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Im Zuge der Emanzipation haben die Frauen das Terrain des einstigen Jägers und Sammlers erobert. Nun werden auch noch ganz neue Forderungen gestellt - etwa von Bayerns Sozialministerin.

Karl Forster

Derzeit hat man sich fast daran gewöhnt, dass Politikermündern wirres Zeug entströmt.

Trotzdem schreckt man angesichts einer Meldung der katholischen Nachrichtenagentur auf: "Stewens fordert von Männern mehr Mut zum Kind."

Da stellt sich die Frage: Darf man von Bayerns Sozialministerin Christa Stewens erwarten, dass sie weiß, wie schwer es für Männer ist, Kinder zu kriegen.

Falls nein, muss auch der Satz, es falle ihr auf, dass deutlich mehr Männer als Frauen dauerhaft kinderlos blieben, als eher rhetorisch gemeint denn biologisch fundiert gewertet werden.

Dass laut Stewens mehr als 60 Prozent dieser Männer andere als finanzielle oder berufliche Gründe für ihre Kinderlosigkeit angeben, ist dann auch schon egal. Vielleicht liegt es am Föhn.

Ratlos aber macht uns der Satz, es gehe um "Alleinherrschaft statt Partnerschaft, Freiheit statt Verantwortung, Selbstverwirklichung statt Kindererziehung." Da, Frau Sozialministerin, haben Sie wohl was missverstanden.

Wäre sie dabei, wenn ein Vater versucht, seiner Tochter den Verzehr des dritten Schokoriegels auszureden, wüsste sie, was wahre Diktatur ist.

"Das sag ich Mama!"

Säße sie daneben, wenn die Kleine den Papa im Café anblökt: "Du sollst nicht rauchen, das sag ich Mama!", ahnte sie, wer die Verantwortung trägt.

Sähe sie, dass der Vater nun die Zigarette ausdrückt und der Tochter den vierten Schokoriegel spendiert, spürte sie, dass Erziehung oft Selbstaufgabe statt -verwirklichung ist.

Doch die Ministerin schimpft munter weiter: Männern gehe es halt mehr um Cabrios statt um Kinderwagen. Gnä' Frau, das ist der Beweis für mangelndes kausales Denken: Männer brauchen ein Cabrio, um die künftigen Mütter ihrer Kinder kennen zu lernen.

Denn noch brauchen sie Frauen, um Väter zu werden. Und später fahren sie mit dem Cabrio eine Runde ums Haus, um ungestört eine Zigarette rauchen zu können. Und nennen es Freiheit.

© SZ vom 3. November 2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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