Massaker von Fort Hood:Zweifelhafte Heldin

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Nach dem Massaker von Fort Hood wurde die Polizistin Kimberly Denise Munley als Heldin gefeiert. Jetzt soll aber doch ein anderer Polizist den Amokläufer gestoppt haben.

Sie bricht zusammen. Dann sieht sie, dass der Mann, der auf sie geschossen hat, seine Waffe auch auf ihre Kollegen richtet. Sie zögert nicht: Sie ignoriert ihre Schmerzen, greift selbst zur Waffe und schießt den Mann an. So geht die schöne Geschichte von der zierlichen Polizistin Kimberly Denise Munley, die den Amokläufer von Fort Hood angeschossen haben soll. Möglicherweise ist es aber nicht mehr als eine schöne Geschichte.

Kimberly Munley ist von den Kugeln des Amokläufers Nidal Malik Hasan getroffen worden und kam nach dem Massaker ins Krankenhaus. Sie wurde als Heldin gefeiert, weil vermutet wurde, dass sie nach ihrer Verletzung den Amokläufer mit einer Kugel traf. (Foto: Foto: AP)

Eine Woche nach dem Massaker auf dem US-Militärstützpunkt Fort Hood wachsen Zweifel daran, dass Munley trotz ihrer eigenen Verletzung wirklich diejenige war, die Nidal Malik Hasan angeschossen und so weiteres Morden verhindert hat.

Ein Augenzeuge sagte der New York Times nun, der Todesschütze sei in Wahrheit von einem anderen Polizisten angeschossen worden. Der muslimische Militärpsychiater Nidal Malik Hasan hatte am Donnerstag vergangener Woche 13 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt.

Den neuen Angaben zufolge hatte Hasan während seines Amoklaufs die 34-jährige Polizistin zuerst angeschossen. Während er danach das Magazin seiner Pistole wechselte, habe der Zivilpolizist Mark Todd das Feuer auf Hasan eröffnet und ihn dadurch gestoppt. Unklar sei zunächst, weshalb die Behörden die Rolle Munleys hervorhoben und den Einsatz Todds verschleierten, schreibt die Zeitung.

Auch eine Woche nach dem Blutbad ist das Motiv des 39-jährigen Militärpsychiaters noch immer rätselhaft. Hasan sei offenbar ein in Beziehungsdingen glückloser Einzelgänger, dessen Profil eher einem Massenmörder ähnele als einem Terroristen, sagte Kriminologe Pat Brown dem US-Fernsehsender CNN.

In den vergangenen Tagen war der Verdacht laut geworden, religiöse Verblendung habe möglicherweise zu der Bluttat geführt. US-Geheimdienste hatten zahlreiche E-Mails Hasans an einen radikalen islamischen Prediger abgefangen, den 39-Jährigen aber nach einer Überprüfung als harmlos eingestuft. Brown hält hingegen persönliche Probleme für wahrscheinlicher. "Er ist einfach ein einsamer Typ, der Schwierigkeiten hat und psychopathisches Verhalten an den Tag legte", sagte der Kriminologe: "Das ist dann zu einem Punkt ausgeufert, dass er sich an der Gesellschaft rächen wollte und es an seinen Kollegen ausließ, wie es häufig geschieht."

Hasan liegt weiter in einer Klinik und bekommt US-Medien zufolge starke Beruhigungsmittel. Ihm soll vor einem Militärgericht der Prozess gemacht werden.

© sueddeutsche.de/dpa/abis/mikö - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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