Marwa-Prozess:Beschuldigter beklagt staatliche Schikane

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Gefühlte Machtlosigkeit, kein Ausländerhass: Was der Russlanddeutsche, der im Dresdner Landgericht eine schwangere Ägypterin erstochen hat, zu seiner Tat sagt.

Geständnis am Tatort: Im Prozess um die tödliche Messerattacke im Saal des Dresdner Landgerichts hat der Angeklagte Alex W. den Angriff gestanden. Er hat die Ägypterin Marwa El-Sherbini vor den Augen ihres kleinen Kindes erstochen. Ihr Ehemann wurde schwer verletzt.

Alex W. verbirgt sein Gesicht unter seiner Kapuze. Er hat im Juli die schwangere Ägypterin Marwa El-Sherbini im Gerichtssaal getötet. (Foto: Foto: dpa)

Nun erklärte sich der aus Russland stammende 28-Jährige W. - allerdings nur per Anwalt: Im Dresdner Landgericht ließ er ein entsprechendes Geständnis von seinem Verteidiger Veikko Bartel verlesen. "Heute kann ich es selbst nicht mehr verstehen, warum ich das Verbrechen begangen habe", zitierte Bartel seinen Mandanten.

Furcht vor dem Knast

"Es stimmt, dass ich eine ausländerfeindliche Gesinnung habe, aber das ist nicht das Motiv", ließ Alex W. erklären. Der Russlanddeutsche nannte Stress durch das Beleidigungsverfahren gegen ihn und Furcht vor einer Gefängnisstrafe als Ursachen.

Er habe sich "machtlos", "vom Staat schikaniert" und ungerecht behandelt gefühlt.

Er sei depressiv gewesen und habe sich in den Wochen vor der Berufungsverhandlung mit viel Alkohol betäubt. Die Tat sei nicht geplant gewesen, hieß es in der Erklärung. Das Messer habe er schon mehrere Wochen im Rucksack gehabt.

"Ich habe nicht geplant, es für einen Angriff auf die Zeugin oder ihren Mann zu benutzen. Nach seiner Festnahme habe er "bedauert, dass es geschehen sei, dass ich mein Leben versaut habe und nicht selbst bei der Aktion erschossen wurde." Er könne sich nicht mehr lückenlos an die Tat erinnern.

Alex W. muss sich wegen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung verantworten.

Laut Anklage hat er in einer Berufungsverhandlung wegen Beleidigung am 1. Juli die schwangere Zeugin Marwa El-Sherbini aus Fremdenhass mit einem Messer getötet und ihren Mann lebensgefährlich verletzt. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe.

© sueddeutsche.de/dpa/abis/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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