Eine Putzfrau hat in der Mannheimer Philippuskirche ein Kunstwerk für Müll gehalten und schwer beschädigt. Sie riss Teile der Installation "Behausung 6/2016" aus Rettungsfolien einfach ab, wie die Künstlerin Romana Menze-Kuhn bestätigte. Das Missgeschick hat sich bereits Ende Januar zugetragen.
"Ich war erstmal sehr schockiert und dachte, das kann doch gar nicht sein", sagte Menze-Kuhn. Ihr sei schnell klar gewesen, dass sich die Installation nicht reparieren ließ. Daher habe sie die vom Boden abgerissenen Folien in eine Mülltonne gesteckt und in ihr Werk integriert. "Damit hat es eine neue Bedeutung bekommen." Und trägt daher jetzt den Namen 6a/2016. Thema ist die Suche von Menschen in Not nach einer Unterkunft.
Verstehen könne die Künstlerin die Putzfrau nicht. Das Werk sei als Einheit deutlich zu erkennen gewesen. "Ich habe mich schon sehr geärgert, das ist eine Respektlosigkeit. Man kann über Kunst denken wie man will, aber dass man in Kunst eingreift und etwas wegnimmt, das hat mich schon sehr empört." Auch der Pfarrer der Kirche betonte, die Reinigungsfirma habe über die Ausstellung Bescheid gewusst. Für die Putzfrau soll der Vorfall aber keine Folgen haben. "Das ist ihr peinlich genug", so der Pfarrer Gerd Frey-Seufert.
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Solche Missgeschicke gab es schon
Ob es der Künstlerin ein Trost ist, dass schon die Werke weltbekannter Künstler verschandelt oder weggeworfen wurden? Menze-Kuhn findet sich in einer Reihe mit Joseph Beuys, den es gleich zweimal traf: 1973 wurde eine mit Mullbinden und Heftpflaster versehene Badewanne in Leverkusen bei einem lustigen Partyabend zum Spülen von Gläsern missbraucht und 1986 verschwand seine berühmte Fettecke in der Düsseldorfer Kunstakademie im Putzeimer des Hausmeisters.
In einem Dortmunder Museum schrubbte 2011 eine Putzfrau eine Gummiwanne sauber und beschädigte damit ein Werk von Martin Kippenberger. Keine Reinigungskolonne, sondern ein Unwetter zerstörte 2007 bei der Documenta einen zwölf Meter hohen Turm des chinesischen Künstlers Ai Weiwei aus alten Türen und Fenstern. Der nahm es damals allerdings ganz entspannt und stellte fest: "Das ist besser als vorher."