Love Parade:Ratlos vor dem letzten Rave

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Fehlende Organisatoren, beunruhigte Sponsoren, knappes Geld: Dem Umzug droht wieder einmal das Aus.

Von Constanze von Bullion

Ob man die Loveparade liebt oder von Herzen verachtet, das gehört in Berlin zu den fundamentalen Glaubensfragen.

Raverin in Berlin auf der Love Parade (Foto: Foto: dpa)

Für die einen ist der traditionelle Umzug eine heilige Übung, die anderen haben sich längst abgewandt von dem Spektakel, bei dem zur Bierdose gern der passende Bauch getragen wird und zur Solariumbräune das knappe Tigertop.

Auch die DJs sind ja etwas in die Jahre gekommen, und ob die Herrschaften dieses Jahr noch einmal auf ihre Musikwagen klettern und durch den Tiergarten kurven, ist alles andere als gewiss.

Letzte Frist

Der Loveparade droht - mal wieder - das Aus, und an diesem Mittwoch sollte sich angeblich entscheiden, ob nach dem Hauptsponsor, dem koreanischen Konzern Samsung, auch der zweitwichtigste Finanzier der Parade abspringt.

Eine deutsche High-Tech-Firma, die anonym bleiben wolle, habe den Organisatoren eine letzte Frist gesetzt, wusste der Tagesspiegel zu berichten. Ziehe auch sie sich zurück, dann könne die Loveparade, die ursprünglich für den 9. Juli geplant war, "zu Grabe getragen werden".

Die Organisatoren des Umzugs wollen von solchen düsteren Prognosen naturgemäß nichts wissen. Mit welchen Sponsoren worüber verhandelt werde, das sei strikte Verschlusssache, vor der nächsten Woche werde ohnehin nichts entschieden, sagte Sünje von Ahn am Mittwoch. Sie ist Sprecherin der Parade und seit Wochen damit beschäftigt, die wundersame Genesung des kränkelnden Technoumzugs zu beschwören.

"Samsung Love Parade"

Schon im vergangenen Jahr hatte die Parade ausfallen müssen, weil Berlin sich geweigert hatte, für die Entsorgung der Müllberge aufzukommen, die alle Jahre wieder im Tiergarten zurückbleiben.

Eine Tochterfirma der Messe Berlin, die das Catering übernommen hatte, war 2003 auf einer halben Million Euro sitzen geblieben. 2004 fehlten dann 700.000 Euro, weshalb erst der Umzug ins Wasser fiel, dann seine beiden wichtigsten Organisatoren Fabian Lenz und Ralf Regitz in Streit gerieten, um Ende vergangenen Jahres schließlich aufzugeben.

Seit Monaten ist die Parade nun führungslos, was den Verhandlungen mit potenziellen Sponsoren offenbar nicht sonderlich gut tut. Schon mit dem Elektronikkonzern Samsung hatte es Ärger gegeben, weil er für sein Geld nicht nur das Brandenburger Tor oder ein paar Musikwagen mit seinem Namenszug schmücken wollte, sondern vorschlug, die gesamte Parade zu kaufen und zur "Samsung-Love-Parade" umzufunktionieren.

Gesünderen Tätigkeiten zugewandt

Seit das Unternehmen aus den Verhandlungen ausgestiegen ist, scheint der Zweifel nun auch die übrigen Sponsoren der Parade anzunagen. Einige Co-Finanziers sollen den Rückzug erwägen.

Eine Kettenreaktion droht, die die Organisatoren irgendwie aufhalten wollen. Fieberhaft wird nun verhandelt. Es wäre "sträflich", die Erfolgsparade sterben zu lassen, warnte der Musikmanager und Ex-Universal-Chef Tim Renner, der den Umzug retten wollte.

Auch von Renner ist jetzt nichts mehr zu hören. Schon möglich, dass auch er sich abwendet und die Zeit vorbeizieht an der alten Parade. Dr. Motte jedenfalls, der Erfinder des Spektakels, hat sich längst gesünderen Tätigkeiten zugewandt. In Berlin wurde er zuletzt in Sportklamotten gesehen, als Fackelläufer der Olympischen Spiele.

© SZ vom 31.3.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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