Lebensmittel:Neuer Skandal um Pferdefleisch

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Laut Bundesernährungsministerium befindet sich in Deutschland wohl kein Pferdefleisch auf dem Markt, das für den Verzehr nicht geeignet ist. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

In Europa sollen Tausende Tiere, die nicht zum Verzehr geeignet waren, in den Lebensmittelhandel gelangt sein.

Eine kriminelle Bande hat jahrelang Pferdefleisch in den europäischen Lebensmittelhandel geschleust, das nicht zum Verzehr durch Menschen bestimmt war. Dutzende Betriebe seien am Freitag durchsucht und 26 Verdächtige festgenommen worden, teilte die Einheit für justizielle Zusammenarbeit in der EU (Eurojust) in Den Haag mit. Bisher gebe es allerdings keine Hinweise darauf, dass Verbraucher gesundheitlich geschädigt worden seien, betonten die Ermittler. Das Pferdefleisch sei auch nicht als Fleisch anderer Tiere deklariert gewesen.

Allein zwischen 2010 und 2013 sind nach Schätzung der französischen Behörden etwa 4700 Pferde in die Lebensmittelkette gelangt, die zum menschlichen Verzehr nicht geeignet waren. Die über die Grenzen hinweg operierenden kriminellen Händler sollen vor allem die Pferdepässe gefälscht haben, mit denen sich die Herkunft jedes Tieres und dessen Gesundheitszustand nachvollziehen lässt. "So wurde aus Pferden, die eigentlich beseitigt werden sollten, ein wertvolles Gut mit großen Profit-Margen", hieß es in Ermittlerkreisen in Den Haag. Bei den Razzien seien auch 37 000 Euro Bargeld beschlagnahmt worden sowie 200 Pferde, die nun untersucht werden. Die Ergebnisse standen am Sonntag noch aus.

Die meisten Verdächtigen stammen aus Frankreich. Kopf der Bande könnte aber ein Belgier sein, der von Belgien aus operierte, teilte Eurojust mit. In Deutschland habe es dagegen nur eine Hausdurchsuchung und keine Festnahmen gegeben. Dem Bundesernährungsministerium in Berlin liegen derzeit "keine Informationen darüber vor, dass sich Pferdefleisch in Deutschland auf dem Markt befinden könnte, das für den Verzehr nicht geeignet ist", teilte ein Sprecher mit. Eurojust wies drauf hin, dass die kriminellen Fleischhändler vor allem in Frankreich, Belgien und den Niederlanden operiert hätten.

Erste Ermittlungen wurden laut Eurojust im November 2012 in Belgien und im Juli 2013 in Frankreich aufgenommen. Dabei habe sich gezeigt, dass es Verbindungen zu weiteren Staaten gebe. An dem gemeinsamen Zugriff am Freitag seien schließlich mehr als 200 Polizisten und Behördenmitarbeiter aus Frankreich, Belgien, Deutschland, Irland, Luxemburg, den Niederlanden und Großbritannien beteiligt gewesen.

Die Ermittlungen haben nichts mit dem sogenannten Pferdefleischskandal von Anfang 2013 zu tun: Damals war einwandfreies Pferdefleisch fälschlicherweise als Rindfleisch deklariert und zu Lasagne und anderen Produkten verarbeitet worden. "Dies ist ein völlig anderes Verfahren", heißt es in Den Haag. Bei dem jetzt aufgedeckten Fall handele es sich um ein "grenzüberschreitendes organisiertes Verbrechen".

© SZ vom 27.04.2015 / dpa/SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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