Lebenslüge:Die Lebenslüge des "Mumien-Räubers"

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Der "Mumien-Räuber" kommt zum Prozess im Landgericht Dortmund - wiederum mit verdecktem Kopf. (Foto: dpa)
  • Vor Gericht hat der "Mumien-Räuber" von Dortmund und Unna zwei Banküberfälle gestanden.
  • Zu den Überfällen trieb ihn nach eigener Aussage die Verzweiflung: Seine Eltern hätten um keinen Preis wissen dürfen, dass er ein gescheiterter Student war.
  • Für die Verkleidung, die der 33-Jährige zur Tatzeit trug, hatte er eine praktische Begründung.

Der als "Mumien-Räuber" bekannt gewordene Mann aus Dortmund hat vor Gericht zwei Banküberfälle gestanden, die er unter dem Druck einer Lebenslüge begangen haben will. Jetzt drohen ihm fast drei Jahre Haft.

Der 33-Jährige, der nach Angaben der Bild-Zeitung ein Millionärssohn sein soll, hatte an der Universität Münster Geschichte und Germanistik studiert, brachte aber keinen Abschluss zustande: "Alle haben gedacht, dass ich ein Lehrer mit Staatsexamen bin, aber das war ich gar nicht", sagte der Mann vor Gericht. Von seinem Versagen habe jedoch niemand etwas erfahren sollen, schon gar nicht seine Familie.

Duschen in der Turnhalle, Aufwärmen in der Bibliothek

So täuschte er den Eltern weiter berufliche Erfolge vor, während er in immer größere Not geriet: Als er seine Wohnung verloren hatte, habe er monatelang in seinem Auto auf dem Parkplatz der Uni gelebt. Zum Duschen sei er in die Sporthalle gegangen, zum Aufwärmen im Winter habe er bis Mitternacht in der Bibliothek gesessen.

Seine Mutter habe dem jungen Mann zwar einen Job als Aushilfslehrer an einem Dortmunder Gymnasium vermittelt. Doch da er weder Meldeadresse noch Konto besaß, sei ihm kein Lohn für seine Arbeit überwiesen worden. Am Ende habe ihn die Verzweiflung zu den Banküberfällen getrieben.

Bei seinem ersten Überfall im Dezember 2014 in Dortmund erbeutete er 8500 Euro, bei der Wiederholungstat in Unna ein Jahr später verließ ihn der Mut. Beide Male hatte er laut Geständnis eine Spielzeugpistole dabei - und sich mit großer Sorgfalt seine Maskierung zurechtgelegt.

Der "Mumien-Räuber" hielt seinen Kopfverband für unauffällig

Vor der ersten Tat hatte er sich den Kopf mit Mullbinden umwickelt, vor der zweiten sein Gesicht mit Pflastern beklebt. Boulevardzeitungen hatten den Beschuldigten daraufhin "Mumien-Räuber" getauft. "Ich wollte nicht auffallen. Ich habe gedacht: Wenn ich mir den Kopf verbinde, denkt jeder, ich hätte einen Unfall gehabt", erklärte er vor Gericht.

Inzwischen arbeitet der 33-Jährige in einem Baumarkt und hofft auf eine Bewährungsstrafe: "Er hat begonnen, den Schaden wieder gutzumachen und auch Schmerzensgeld zu zahlen", sagte seine Anwältin am Rande des Prozesses. Die Staatsanwaltschaft hat zwei Jahre und sieben Monate Haft beantragt. Das Urteil soll am 23. August verkündet werden.

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