Kult-Sternwarte:"Sie ist schon ein bisschen zur Pilgerstätte geworden"

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Hubert Zitt, Professor für Digitaltechnik, fand schon lange, dass die Warte wie R2D2 aussieht. In den Semesterferien ließ er die Maler kommen. (Foto: Hochschule Kaiserslautern)

Hubert Zitt hat eine Sternwarte in R2D2 verwandelt. Dem Professor ist es zu verdanken, dass jetzt sogar Luke Skywalker Zweibrücken kennt.

Interview von Max Sprick

Der zur Hochschule Kaiserslautern gehörende Campus Zweibrücken war bislang ein eher unbekanntes Fleckchen Deutschland. 2600 Studierende widmeten sich dort nahe der französischen Grenze unbehelligt den Fachbereichen "Betriebswirtschaft und Informatik" und "Mikrosystemtechnik". Doch mit der Ruhe ist es vorbei, seit Hubert Zitt, Professor für Digitaltechnik und Elektrotechnik und Science-Fiction-Fan, das Observatorium auf dem Campus neu angestrichen hat: Es sieht nun aus wie der Roboter R2D2 aus "Star Wars".

SZ: Ewan McGregor, der den Obi Wan Kenobi in Star Wars spielte, hat gesagt, jeder am Set würde lustiger, sobald R2D2 auftaucht. Wie lustig ist es dieser Tage in Zweibrücken?

Hubert Zitt: Sehr lustig, ich glaube, wir machen gerade vielen Menschen eine Freude.

Dabei sieht Ihr Observatorium schon eine ganze Weile so aus wie der kleine Droide.

Schon seit letztem Sommer. Damals gab es ein paar Berichte in der Lokalpresse, aber keine große Aufregung. Ich dachte eigentlich, damit sei die Sache durch, unser R2D2-Observatorium ein kleiner Spaß für unsere Studenten.

Es kam anders. Die Macht ist seit einigen Tagen stark mit Ihnen.

Es ist total verrückt. Ständig werde ich angerufen, weltweit wird über uns berichtet. Unsere Presseabteilung hat mir erzählt, dass die Berichte vergangene Woche mehr als 160 Millionen Leute erreicht haben.

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Von Marco Völklein

Können Sie sich diesen Hype erklären?

Ich vermute, es hat mit einem Youtube-Video zu tun. Da war ein Vortrag von mir aufgezeichnet worden, in dem ich die Sternwarte vorstelle. Das hat anscheinend Mark Hamill gesehen, der in den 80er-Jahren Luke Skywalker spielte.

Hat Hamill sich bei Ihnen gemeldet?

Das leider nicht. Die Star-Wars-Darsteller kenne ich leider kaum persönlich, nur David Prowse, der Darth Vader spielte. Aber den hat man ja hinter seiner Maske nie gesehen. Bei Star Trek ist das anders, da habe ich bis hoch zu Captain Picard alle kennengelernt. Aber ich schweife ab. Mark Hamill hat also über das Observatorium getwittert.

In Anspielung auf die Überschrift eines Artikels twitterte er: "R2 D2 Observatorium hat Deutsche in riesige Nerds verwandelt".

Danach ging es los. Plötzlich sehe ich uns überall im Internet.

Sind Sie und Ihre Studenten Nerds?

Also, meine Aktion hat hier niemanden verwundert. Ich halte schon lange Vorträge zu den Filmen, spreche gerne über den Weltraum und die dazugehörige Technik. Dass die Sternwarte dem kleinen Roboter ähnelt, habe ich schon lange erkannt. Ich habe dann immer im Spaß gesagt: "Irgendwann streiche ich das Ding genau so." Und dann haben wir es irgendwann gemacht.

Das ging dann einfach so?

Na ja, wenn das Observatorium der Hochschule gehört hätte, wäre das vermutlich etwas schwieriger geworden. Öffentliche Gebäude darf man ja nicht einfach anmalen, wie man will. Aber die Warte betreibt der Naturwissenschaftliche Verein Zweibrücken, ohne dessen Zustimmung und Finanzierungshilfe ich die Aktion nicht hätte durchführen können. Ein befreundeter Malermeister hat uns dann geholfen, ohne den wäre es nicht gegangen.

Kam Ihre Aktion gut an auf dem Campus?

Wir haben die Semesterferien genutzt, das Ganze hat 120 Arbeitsstunden gedauert. Als dann die Studenten alle wieder kamen, haben sie natürlich gut geguckt. Das war schon eine coole Nummer.

Und jetzt kommen wahrscheinlich nicht nur Studenten zur Warte.

Das R2D2-Observatorium ist schon ein bisschen zur Pilgerstätte geworden. Da kommen Väter mit ihren Kindern, Fans der Filme, die sitzen dann hier gemütlich am Hügel und machen Fotos.

Stört das nicht den Lehrbetrieb?

Nein, nein, das hält sich alles im Rahmen. Zumal die meisten Leute sowieso kommen, wenn die Vorlesungen längst vorbei sind.

© SZ vom 01.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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