Kriminalität:Mordserie des Oldenburger Krankenpflegers soll größer sein als bekannt

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Niels H. im Gerichtssaal in Oldenburg (Archivbild aus dem Jahr 2014) (Foto: dpa)
  • Der Krankenpfleger Niels H., der wegen Mordes im Gefängnis sitzt, hat wahrscheinlich noch viel mehr Menschen getötet als bisher bekannt.
  • Bei Exhumierungen ehemaliger Patienten des Krankenhauses Delmenhorst sind in 27 Fällen Rückstände eines Herzmedikaments gefunden worden, das zur Tötung benutzt worden sein könnte.

Es ist die wohl größte Mordserie in der Geschichte der Bundesrepublik: Der Krankenpfleger Niels H. soll im niedersächsischen Delmenhorst und in Oldenburg über Jahre hinweg Dutzende Patienten getötet haben.

Der heute 39-Jährige sitzt bereits wegen Mordes im Gefängnis. Er hatte im Prozess gestanden, für den Tod von bis zu 30 Menschen verantwortlich zu sein, nachdem er ihnen heimlich eine Überdosis eines Herzmedikaments gespritzt hatte.

Niels H. hat weitere Taten "vollumfänglich" gestanden

Neue Ermittlungsergebnisse legen nahe, dass seine Verbrechen ein noch größeres Ausmaß haben als bisher bekannt. Bei 27 von 99 exhumierten ehemaligen Patienten des Klinikums Delmenhorst seien Rückstände eines Herzmedikaments entdeckt worden, sagte der Oldenburger Polizeipräsident Johann Kühme.

Konfrontiert mit diesen Ergebnissen habe Niels H. die Taten "vollumfänglich und pauschal" eingeräumt, sagte Oberstaatsanwältin Daniela Schiereck-Bohlmann bei einer Pressekonferenz in Oldenburg. Allerdings habe er sich nicht immer an die konkreten Fälle erinnern können.

Die Zahl der tatsächlichen Opfer des Pflegers sei vermutlich "weitaus höher", teilten die Ermittler mit. So bestehe der Verdacht, dass H. auch mit anderen Medikamenten als bisher angenommen getötet habe. Auch gegen Verantwortliche des Klinikums Delmenhorst und des Klinikums Oldenburg werde wegen möglicher Versäumnisse ermittelt.

Aufarbeitung wird bis ins kommende Jahr dauern

Die Methode mit der Niels H. tötete, ist stets nach dem gleichen Muster abgelaufen. Der Ex-Pfleger habe Patienten absichtlich mit Medikamenten in einen "reanimationspflichtigen Zustand" gebracht. Bei der anschließenden Reanimierung habe er dann vor Kollegen mit seinem Fähigkeiten geprahlt.

Die Aufarbeitung des Falls wird sich vermutlich noch bis ins kommende Jahr dauern, heißt es von der Staatsanwaltschaft Oldenburg. "Die Ermittlungen dauern so lange, bis wir das unselige Wirken des Niels H. komplett aufgeklärt haben", sagt Sprecehr Thomas Sander. Es werde "jeder Stein umgedreht".

Niels H. wird sich in einem weiteren Prozess für die jetzt entdeckten Taten verantworten müssen. "Es wird natürlich eine weitere Anklage geben", so Oberstaatsanwältin Schiereck-Bohlmann. Das Verfahren werde alle Taten umfassen, die Niels H. noch nachgewiesen werden könnten. "Die rechtliche Konsequenz wird am Ende dieselbe sein: Lebenslänglich und besondere Schwere der Schuld. Daran wird sich nichts ändern."

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