Kinderbetreuung:3000 Demonstranten fordern mehr Kita-Plätze

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In Berlin demonstrieren Eltern samt Nachwuchs für mehr Kita-Plätze. (Foto: Carsten Koall/dpa)

"Wartelistenplatz Nr. 374" steht zum Beispiel auf einem Plakat. Berliner Eltern sind sauer - aber haben sie nicht im Grunde ein Luxusproblem?

In Berlin haben am Samstag mehrere Tausend Eltern, Kinder, Erzieher und Gewerkschafter für mehr Kita-Plätze demonstriert. "Ich will in die Kita", stand zum Beispiel auf einem Schild, das an einem Buggy befestigt war. An einem anderen Kinderwagen hieß es: "Wartelistenplatz Nr. 374". "Es sind mehr gekommen als erwartet", sagte Ann-Mirja Böhm, Sprecherin des Elternbündnisses "Kitakrise Berlin". Nach ihren Angaben zogen 3000 Menschen von der Friedrichstraße zum Brandenburger Tor. Angemeldet waren 1800 Demonstranten gewesen. Die Polizei bestätigte "deutlich mehr Teilnehmer". "Der Kitaplatzmangel ist seit Jahren bekannt. Ich begreife nicht, warum die Politik so träge ist", sagte ein 34-jähriger Vater. Einen Platz in Neukölln habe seine Familie trotz monatelanger Suche nicht finden können. "Für Familien ohne Auto ist es aussichtslos." Viele Demonstranten forderten höhere Gehälter für Erzieher, um den Beruf attraktiver zu machen. Außerdem auf der Wunschliste: eine zentrale Webseite für die Kitaplatzvergabe.

In Berlin gibt es laut Familienverwaltung 170 000 Plätze in Kitas und Tagespflege, derzeit fehlen etwa 2500 Plätze. Eine Ursache für die angespannte Situation ist der Erziehermangel. Gleichzeitig wächst die Stadt jährlich um circa 40 000 Einwohner, zudem erlebte Berlin 2016 und 2017 mit je 41 000 Geburten einen Babyboom. Fehlende Betreuungsplätze sind aber nicht nur ein Berliner Problem, bundesweit fehlen etwa 300 000 Plätze für Kinder unter drei Jahren. Berlin liegt mit einer Lücke von 11,9 Prozent noch im Mittelfeld, in fast allen westdeutschen Bundesländern ist die Lücke größer, am größten ist sie mit 20 Prozent in Bremen. Und wer in Berlin einen Kitaplatz ergattert, kann sich doppelt glücklich schätzen: Von August an ist die gesamte Betreuung kostenfrei.

© SZ vom 28.05.2018 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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