Japan:Osaka trotzt dem Beben

Lesezeit: 2 min

  • In der japanischen Millionenstadt Osaka bebt am Montagmorgen die Erde.
  • Das Leben in der Region kommt zum Erliegen, Schulen und Behörden bleiben geschlossen.
  • Auch wenn es drei Tote zu beklagen gibt, werden die vergleichsweise geringen Opferzahlen und Schäden als Erfolg gewertet - es hätte weit schlimmer kommen können.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Ein Erdbeben hat die westjapanische Metropole Osaka erschüttert. Um 7:58 Uhr am Montagmorgen begann die Erde zu zittern. Es ist mit einer Stärke von 6,1 das schwerste Beben direkt in der Präfektur Osaka, seit Japan vor 95 Jahren mit seismischen Messungen begonnen hat. Drei Menschen wurden getötet, etwa 230 verletzt. Die Zahlen dürften noch steigen, da unter den Trümmern eingestürzter Häuser weitere Opfer vermutet werden.

In Osaka und in den Nachbar-Präfekturen Kyoto und Hyogo (Kobe) brachen infolge der Erschütterung mehrere Feuer aus. Die Strom-, Wasser- und Gasversorgung für fast 200 000 Haushalte wurde unterbrochen, sämtliche Züge stehen still. Ämter und Gerichte bleiben vorerst geschlossen. Die Kernkraftwerke an der Küste des Japanischen Meeres 120 Kilometer nördlich des Epizentrums wurden ebenfalls erschüttert, meldeten aber keine Störungen. Einen Tsunami löste das Beben nicht aus. Die drei Flughäfen der Region Kansai (Kinki) stellten ihren Betrieb vorübergehend ein, konnten ihn aber bald wieder aufnehmen.

Auf der japanischen Skala, die misst, wie stark die Erschütterung vom Menschen empfunden wird, erreichte das Beben die Stärke "schwache 6". Das bedeutet, dass es einem Menschen kaum mehr möglich ist, stehen zu bleiben. Die hohe Intensität erklärt sich daraus, dass das Zentrum des Bebens in nur 13 Kilometer Tiefe lag. Nach einer Faustregel gilt, je geringer die Tiefe bei gleicher Stärke, umso heftiger die Beschleunigungen, die ein Beben an der Erdoberfläche auslöst.

Ums Leben gekommen ist ein neunjähriges Mädchen, das sich auf dem Schulweg befand, als die Mauer eines Freibads zur Seite kippte. Ebenfalls von einer einbrechenden Mauer wurde ein etwa 80-jähriger Mann getötet, der sich auf dem Weg zu seinem Freiwilligen-Job als Verkehrshelfer vor einem Schulhaus befand. In Japan regeln vor Grundschulen am Morgen und nach Schulschluss Freiwillige den Verkehr an den Zebrastreifen. Das dritte bisher bekannte Todesopfer, ebenfalls ein Mann über 80, wurde in der Wohnung von seinem Bücherregal erschlagen.

Zwar sind zahlreiche ältere Häuser eingestürzt. Angesichts der Stärke der Erdstöße bewerten Experten die Schäden jedoch als gering. Das Beben hat einmal mehr gezeigt, dass Japans Infrastruktur verhältnismäßig erdbebensicher ist. Auch die Notfallmaßnahmen haben sich bewährt. Jedes japanische Kind weiß genau, was es im Falle eines Bebens zu tun hat. Statt in die Schulhäuser hineinzugehen, setzten sich die Kinder von Osaka am Montagmorgen in den Schulhöfen klassenweise in Reih und Glied auf den Boden. Die Schulen blieben schließlich komplett geschlossen. Shinkansen und Pendlerzüge wurden auf offener Strecke gestoppt und evakuiert, auch das ist eingeübt. Kurz nach Mittag nahmen die Bahnen ihren Betrieb wieder auf.

Japans Meteorologische Agentur warnte am Montagmittag, es könnte binnen einer Woche zu Nachbeben bis zur gleichen Stärke kommen. Gleichwohl widersprach sie Medienberichten, denen zufolge das Beben vom Montag ein Vorbeben des Mega-Erdbebens mit starkem Tsunami sei, das seit Jahren für Westjapan prognostiziert wird.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusErdbeben in Japan
:Gegen die Katastrophe

Solarzellen-Unterstände, um bei Stromausfall Handys zu laden. Ein Netz von Sensoren, um jede Erschütterung zu registrieren. 2016 bebte in Sendai an 116 Tagen die Erde - die japanische Großstadt versucht, auf alles vorbereitet zu sein.

Von Christoph Neidhart

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: