Ein halbes Jahr nach der spektakulär beendeten Frauenentführung von Cleveland in den USA hat die britische Polizei einen ähnlich verstörenden Fall aufgedeckt: An diesem Donnerstag befreite sie drei Frauen aus einem Londoner Haus, in dem die Opfer offenbar jahrzehntelang gefangen gehalten worden waren. Die Frauen wurden wahrscheinlich von einem 67 Jahre alten Mann und seiner gleichaltrigen Partnerin als Sklaven gehalten.
Bei den Opfern handelt es sich nach Angaben der Ermittler um eine heute 69 Jahre alte Malaysierin, eine 57-jährige Irin und eine 30-jährige Britin. Alle drei seien "extrem traumatisiert" und an einen sicheren Ort gebracht worden, teilte die Polizei mit. Sie seien teils mehr als 30 Jahre lang festgehalten worden. Das verdächtige Paar wurde festgenommen.
Die Organisation Freedom Charity, die gegen Sklaverei und Zwangsehen kämpft, hatte die Polizei auf die Spur gebracht. Eine der eingesperrten Frauen hatte nach Polizeiangaben bei der Organisation angerufen. Sie war demnach durch einen Dokumentarfilm im Fernsehen auf Freedom Charity aufmerksam geworden. Im Zuge der Ermittlungen seien die Polizisten dann auf das Haus in London gestoßen und hätten die Frauen mithilfe der "vorsichtigen Vermittlung" durch Freedom Charity befreit. Die genauen Hintergründe des Falls waren zunächst noch unklar.
Erinnerungen an Cleveland
Das menschliche Drama weckt Erinnerungen an einen Fall aus den USA. Dort wurden im Mai drei Frauen aus den Fängen des Entführers Ariel Castro befreit, der sie rund ein Jahrzehnt lang in seinem Haus in Cleveland eingesperrt, misshandelt und vergewaltigt hatte. Eines der Opfer konnte schließlich fliehen und die Polizei alarmieren. Anfang August wurde der 53-jährige Peiniger der drei Frauen zu lebenslanger Haft plus tausend Jahre verurteilt. Einen Monat später wurde er erhängt in seiner Gefängniszelle aufgefunden.