Italien:Polizei fasst "Johnny, den Zigeuner"

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Giuseppe Mastinis Flucht hat ein Ende. Screenshot: La Repubblica (Foto: Archiv)

Er gilt als einer der brutalsten Verbrecher Italiens - und ist schon vier Mal aus der Haft geflohen. Nun konnten Beamte den 57-Jährigen in der Toskana stellen.

25 Tage lang war Giuseppe Mastini auf der Flucht. Mastini ist in der Unterwelt als "Johnny, der Zigeuner" bekannt - das verdankt der 57-Jährige seiner Sinti-Abstammung. Auf politische Korrektheit legen die Menschen, die Spitznamen für Mafiosi vergeben, keine Rücksicht. Am 30. Juni kehrte Mastini von einem Freigang nicht mehr in das Gefängnis im norditalienischen Fossano zurück, wo er eine lebenslange Haft verbüßt. Am Dienstagabend nun verkündete die italienische Polizei über Twitter, dass Mastini festgenommen wurde.

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Mastini hielt sich in der Wohnung von Verwandten seiner Lebensgefährtin Giovanna Truzzi in der Toskana auf. Mit der 58-Jährigen war der Mafioso während seiner Haft zusammengekommen, bis zu ihrem gemeinsamen Untertauchen vor knapp vier Wochen saß Truzzi in Hausarrest. In mehreren abgehörten Telefonaten konnten die beiden im 400 Kilometer entfernten Taverne D'Arbia geortet werden.

Die Umstände der Festnahme waren durchaus kurios: Verwandte von Truzzi hatten für das Paar eine Matratze bestellt. Die Beamten gaben sich als Lieferanten aus und konnten Truzzi und Mastini festnehmen.

Mastini gehört zu den bekanntesten Verbrechern Italiens und war wegen seiner Brutalität berüchtigt. Mit elf Jahren beging er seinen ersten Raubüberfall, mit 15 tötete er einen Trambahnfahrer. Die Verfolgungsjagden, die er sich mit der Polizei lieferte, waren spektakulär. Als er Ende der achtziger Jahre zum dritten Mal aus der Haft fliehen und einen Raubüberfall begehen wollte, erschoss er erst einen Villenbesitzer, später einen Polizeibeamten. 1989 wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. Immer noch halten sich Gerüchte, dass Mastini auch in den Mord am italienischen Regisseur Pier Paolo Pasolini verwickelt gewesen sein soll, der 1975 an einem Strand nahe Rom erschossen wurde.

Aufgrund guter Führung durfte Mastini nach 18 Jahren anfangen, in einer eine Stunde von der Haftanstalt entfernten Polizeischule zu arbeiten. Jeden Morgen nahm er dafür den Zug nach Savona an der italienischen Riviera. Am 30. Juni jedoch setzte er sich stattdessen in ein Taxi und fuhr bis Genua. Dort verlor sich seine Spur. In einem Popsong über Mastini heißt es an einer Stelle, er sei "im Nichts verschwunden". Allerdings, zum inzwischen vierten Mal, nur vorübergehend.

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