Island:Empörung über Bier mit Walhoden-Aroma

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  • Eine Brauerei aus Island provoziert mit einem besonderen Bier. Es enthält ein Extrakt aus dem Geschlechtsorgan eines Finnwals.
  • Es wird extra für das isländische Winterfest Thorra-Blot hergestellt.
  • Die Brauerei arbeitet mit einer Walfangfirma zusammen. Tierschützer sind außer sich.

Besondere Zutat: Geräucherter Finnwal-Hoden-Extrakt

Um den Absatz ihrer Produkte zu fördern, hat eine Brauerei mehrere Möglichkeiten: Sie kann es mit klasssichen Slogans versuchen. "Eine Königin unter den Bieren" oder "Ein Besonderes unter der Besten", so oder ähnlich heißen die Werbesprüche dann. Sie kann, wie die Münchner Augustiner-Brauerei, überhaupt keine Werbung machen und sich darauf verlassen, dass die Kunden Qualität von alleine erkennen.

Oder sie kann provozieren. Wie drei Unternehmer aus Deutschland zum Beispiel, die vor ein paar Jahren ein neues Bier namens "Fucking Hell" auf den Markt brachten - benannt nach dem oberösterreichischen Dorf Fucking.

Auch eine isländische Brauerei hat jetzt diese Strategie gewählt - und sie ins Extrem getrieben. Sie bringt ein Bier heraus, das mit geräuchertem Finnwal-Hoden-Extrakt versetzt ist.

Brauhaus Steðji hat mit Bier aus Wal-Innereien schon einmal für Aufsehen gesorgt

Das neue Gebräu des Unternehmens "Steðji" soll einen Alkoholgehalt von 5,1 Prozent haben. Es wird extra für das isländische Winterfest Thorra-Blot hergestellt, bei dem die Inselbewohner traditionelle Gerichte, aber auch Innereien wie Schafshirn oder -hoden verspeisen. "Wir wollen mit unserem Produkt zu einer authentischen Thorri-Atmosphäre beitragen. Deshalb haben wir geräucherte Hoden von Walen benutzt, um das Bier zu aromatisieren", sagt Dagbjartur Arilíusson, einer der Inhaber der Brauerei dem örtlichen Portal Visir.

"Die Hoden werden nach alter, isländischer Tradition getrocknet, leicht gesalzen und dann geräuchert. Es ist ein langer Prozess, in den wir viel Mühe investiert haben", so der Unternehmer. "Steðji " hatte schon im vergangenen Jahr bei Tierschützern für Ärger gesorgt, als das Brauhaus ein Bier aus Walmehl auf den Markt gebracht hatte.

Auch jetzt verurteilt die in München ansässige Walschutzorganisation "Whale and Dolphin Conservation" das Vorhaben. 137 bedrohte Finnwale habe die Walfangfirma "Hvalur hf", mit der die kleine Brauerei zusammenarbeitet, allein im Jahr 2014 getötet.

Eigentlich ist der kommerzielle Walfang seit 1986 international verboten. Einige Länder wie Island und Norwegen nutzen jedoch Ausnahmeregelungen; Japan deklariert die vor seiner Küste gefangenen Tiere als Fänge im Dienste der wissenschaftlichen Forschung.

Das Walhoden-Bier soll in Island vom 23. Januar an in den Läden stehen. "Steðji" betonte auf der Internetseite des Unternehmens, alle nötigen Erlaubnisse für Produktion und Verkauf des Biers eingeholt zu haben.

Immerhin haben die Kunden die Wahl. Sie könnten sagen: "Das ist nicht mein Bier."

© Süddeutsche.de/dpa/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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