Polizei und Staatsanwaltschaft haben eine international agierende Betrügerbande gefasst, die mit dem sogenannten Enkeltrick etwa 1,5 Millionen Euro ergaunert haben soll. Beim Enkeltrick wird älteren Menschen am Telefon vorgegaukelt, dass der Anrufer ein Verwandter sei und sich in einer Notlage befinde. Unter einem Vorwand werden die Senioren dann dazu gebracht, Geld und Wertsachen herauszugeben.
Die Bande, deren Hintermänner von Polen aus agierten, gelte als Erfinderin des Enkeltricks, sagte der Hamburger Oberstaatsanwalt Arnold Keller. "Das Besondere ist, dass es uns gelungen ist, eine organisierte Bande zu zerschlagen und an die Hintermänner herangekommen zu sein." Der mutmaßliche Chef der Bande sei bereits am Dienstag in Polen festgenommen worden.
Ein Haftrichter ordnete am Donnerstag Untersuchungshaft für den 46-Jährigen und drei mutmaßliche Komplizen an, wie ein Sprecher der Warschauer Polizei mitteilte. Insgesamt hatten nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hamburg am vergangenen Dienstag 170 deutsche und polnische Beamte 14 Haftbefehle vollstreckt und 30 Objekte in Hamburg, Essen, Duisburg, Gelsenkirchen und im rheinland-pfälzischen Limburgerhof sowie in Warschau, Posen, Legionowo und Lodz durchsucht. Dabei wurden Geld, Schmuck und Luxusautos sichergestellt.
Die gut organisierte Bande soll nicht nur in Deutschland und Polen, sondern auch in der Schweiz und Luxemburg ältere Menschen abgezockt haben. Die drei mutmaßlichen Haupttäter - neben dem 46-Jährigen zwei 27 und 44 Jahre alte Männer - hatten laut Polizei von Polen aus gezielt ältere Menschen angerufen. Zeichnete sich ein aus Sicht der Täter erfolgreiches Gespräch ab, wurden Komplizen verständigt, welche zu den zwischen 55 und 99 Jahre alten Opfern fuhren und die Beute anschließend nach Polen brachten.