Illegal im eigenen Land:Mit 93 Jahren endlich Niederländerin

Lesezeit: 1 min

Warum es neun Jahrzehnte dauerte bis Gerda Bekker-Ten Damme eingebürgert wurde.

Frank Nienhuysen

Die Zeiten sind rauer geworden für Ausländer in den Niederlanden, Gerda Bekker-Ten Damme ist da keine Ausnahme. Eigentlich ist sie stets zufrieden gewesen, aber seitdem ihr Pass und ihre Aufenthaltsgenehmigung abgelaufen sind, war die Frau doch arg bekümmert.

Streng genommen lebte sie zuletzt illegal im Land, das gibt selbst ihr Sohn zu, aber an eine Abschiebung hat natürlich niemand gedacht. Denn Gerda Bekker-Ten Damme wurde in den Niederlanden geboren, sie wohnt bereits 90Jahre in dem Land, und nun erhält sie auch die niederländische Staatsbürgerschaft, drei Wochen vor ihrem 94.Geburtstag.

Das Wohnhaus in Loppersum nahe Groningen wurde am Donnerstag ganz in Orange geschmückt, denn der Bürgermeister hatte sich angekündigt, um die alte Frau offiziell in den Niederlanden willkommen zu heißen. Gerda Bekker-Ten Damme trug zur Feier des Tages eine orangefarbene Federboa. Selbst ihr Rollstuhl wurde in den niederländischen Königshausfarben verziert.

Stolze Europäerin

Jahrzehntelang hatte Bekker-Ten Damme einen Pass der Bundesrepublik Deutschland, seitdem sie 1954 mit ihrem deutschen Mann ins westfälische Bocholt gezogen war. Nach vier Jahren kehrte sie zurück, sie wollte, dass ihr Sohn in eine niederländische Schule ging. Den deutschen Pass behielt sie, und sie lebte gut damit in all der Zeit, der Pass wurde problemlos immer wieder verlängert und auch ihre Aufenthaltsgenehmigung.

Kürzlich aber wollte die Bank, bei der sie 1934 ein Konto eröffnet hatte, dass sie sich noch einmal ausweise. Doch da waren Aufenthaltserlaubnis und Pass bereits abgelaufen. Für einen neuen Ausweis sollte Bekker-Ten Damme nach Amsterdam zum deutschen Generalkonsulat.

Die Fahrt aber wollte sich die 93-Jährige nicht mehr zumuten, erzählt ihr Sohn Norbert Bekker. Schließlich kam die alte Dame auf die Idee, sich kurzerhand einbürgern zu lassen. "Aber eines will ich betonen", sagt Bekker im Namen seiner schwerhörigen Mutter, "es ist nicht so, dass sie nun stolz wäre, Niederländerin zu werden. Sie ist viel gereist, war in Afrika und Amerika. Meine Mutter fühlt sich als Europäerin."

© SZ vom 5.1.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: