Höxter:Wilfried W. bestreitet, Angelika W. gequält zu haben

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Der Angeklagte beschuldigt im Höxter-Prozess erneut seine Ex-Frau, die treibende Kraft hinter den Misshandlungen gewesen zu sein.

Das Schlimme ist, dass die Opfer nicht mehr sprechen können. Susanne F. und Annika W. können nicht berichten über die monatelange Qual, die sie erlitten haben, über die Schläge, den Hunger, das Angekettetsein an der Heizung. Darüber, wie die Folter irgendwann zu viel wurde für ihren Körper. Die beiden Frauen sind tot, sie haben den Aufenthalt auf dem Hof in Nordrhein-Westfalen, der als "Horrorhaus von Höxter" bekannt geworden ist, nicht überlebt.

Und so sprechen wieder die mutmaßlichen Täter an diesem Dienstag vor dem Landgericht Paderborn. Vor einer Woche hat Wilfried W. zum ersten Mal ausgesagt. Unter Tränen hat er von den traumatischen Erlebnissen seiner Kindheit berichtet, vom Vater, der ihn geschlagen und vom Stiefvater, der ihn sexuell missbraucht haben soll. Er hat auch über die Beziehung zu seiner Ex-Frau und Mitangeklagten Angelika W. gesprochen. Die 48 -Jährige hatte ihn in ihrer Aussage bezichtigt, die treibende Kraft hinter den Taten gewesen zu sein und auch sie selbst gequält zu haben. Wilfried W. dreht die Geschichte um.

Auch jetzt beschuldigt er seine Ex-Frau wieder, die Kontrolle gehabt zu haben. Auffällig ist, dass sein Verteidiger die Vernehmung führt. Weil die Befragung seines Mandanten durch den Richter nicht funktionieren würde, wie der Rechtsanwalt sagt. Tatsächlich sagt der Angeklagte selbst wenig Substanzielles. Oft führt der Verteidiger präzise aus, wie eine Situation gewesen sein könnte. Dass Wilfried W. vielleicht enttäuscht war, als Angelika W. sich für einige Zeit von ihm trennte. Und der Angeklagte stimmt dann zu: "Ja, genauso war es". Insgesamt spricht Wilfried W. leise und nuschelnd. Ihm zu folgen ist schwierig.

Das steht in krassem Gegensatz zu Angelika W., die sich sehr deutlich ausgedrückt hatte, in guter Sprache und ausführlichen Sätzen. Inhaltlich widersprechen sich die Ex-Partner ohnehin in fast jedem Punkt ihrer Aussagen. Angelika W. hatte bei der Vernehmung gesagt, sie sei von Wilfried W. mit zu seinen Einsätzen als Bahnangestellter geschleppt worden. Er sagt nun, die Frau habe darauf gedrungen, ihn zu begleiten - um ihn zu kontrollieren. Sie sagte, er habe sie gefoltert, er bestreitet sämtliche Vorwürfe.

Und darum geht es in diesem Prozess: Wer war die treibende Kraft hinter den Taten, die zum Tod von Annika W. und Susanne F. führten? Bis zu sechs weitere Frauen sollen Wilfried und Angelika W. im Lauf der Jahre festgehalten haben. Einige von ihnen werden später im Prozess noch zu Wort kommen.

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