Hausmeister hortet 25 Tonnen Büromaterial:Schaffe, schaffe, Blöckle klaue

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Die meisten Menschen sind froh, wenn sie ihre Arbeit nach Feierabend hinter sich lassen können. Nicht so ein Hausmeister der Stadt Stuttgart. Der Schwabe holte sich die Arbeit in Form von 25 Tonnen geklautem Büromaterial ins Haus. Ein Diebescoup, der viele Fragen aufwirft.

Verena Wolff

Es gibt Sachen, die gibt's gar nicht. Sollte man meinen. Da klaut ein Hausmeister der Stadt Stuttgart 25 Tonnen Büromaterial. Wo soll man da zuerst das Ausrufezeichen setzen? Hinter Stuttgart? Ein Schwabe? Oder hinter 25 Tonnen? 25 Tonnen! 25.000 Kilogramm. Locher, Hefter, Papier, Stifte, Eimer und Klopapier - Sachen, die insgesamt so viel wiegen wie etwa 25 Mittelklassewagen. Wo lagert der Mann das alles? Und: Was will er überhaupt damit?

Besen, Eimer und andere nützliche Dinge: Die Stuttgarter Polizei präsentierte in dieser Woche einen Teil des Diebesguts mit einem Gesamtgewicht von 25 Tonnen. (Foto: dapd)

Eine Antwort auf diese Fragen konnten weder Polizei noch Staatsanwaltschaft geben. Nur so viel: Die Ermittler sind dem 69-Jährigen nach einem anonymen Hinweis auf die Schliche gekommen. Der hat die Taten schon eingeräumt, aber nichts zu seiner Motivation gesagt.

25 Tonnen Diebesgut in 25 Jahren. Jedes Jahr eine Tonne Bürobedarf und anderes, was sich in Materiallagern so findet. Und niemandem will etwas aufgefallen sein. Also, zumindest nicht richtig. Es kommt halt mal eine Fußmatte weg oder ein Poller. Ist doch ganz normal, oder? Ist der Mann jeden Tag mit einem Lieferwagen zur Arbeit gekommen?

Bücher im Wert von mehreren Millionen Euro

Und wie sah es eigentlich bei ihm Zuhause aus? Auch dazu weiß die Polizei etwas: Nach ersten Erkenntnissen hatte der Mann die Dinge über Jahrzehnte mitgehen lassen und in seiner Wohnung, im Keller, im Speicher und in einer Gartenlaube gehortet. Die Beamten müssen ein ziemliches Chaos vorgefunden haben.

Man fragt sich: Ist es Langeweile, die Menschen dazu treibt, sich auf diese Weise Nervenkitzel zu verschaffen?

Es ist noch nicht lange her, da wurde bekannt, dass ein hessischer Ministerialbeamter mehr als 24.000 Bücher aus Bibliotheken im In- und Ausland gestohlen haben soll. 24.000 Bücher! Im Wert von mehreren Millionen Euro. Vor allem Bücher aus vorvergangenen Jahrhunderten, geschrieben überwiegend in lateinischer Sprache. Gesammelt in seinem Haus in Darmstadt, zwischen Schreibtisch und Regalen.

Beiden, so sagt die jeweilige Polizei, soll es nicht darum gegangen sein, ihr Diebesgut zu verhökern und damit Geld zu verdienen. Pure Sammelwut hat sie offenbar angetrieben. Die Lust am Horten. Bibliomanie hieß das bei dem Ministerialbeamten, der auch Wissenschaftler war.

Was war es bei dem Hausmeister? Hatte er auch eine Manie? Oder eher eine Phobie? Ataxiophobie? Die Angst vor Unordnung in seinen Lagern? Wohl kaum - denn er hat die Unordnung ja nach Hause geholt und sogar in die Gartenlaube. Myctophobie? Die Angst vor kleinen Gegenständen? Dann hätte er wohl keine Büroklammern oder Radiergummis mitgehen lassen. Molysmophobie? Die Angst vor Schmutz? Wohl auch nicht wirklich.

Gegen den 69-Jährigen, der seit fünf Jahren pensioniert ist, soll kein Haftbefehl erlassen werden. Schließlich hat er einen festen Wohnsitz - der jetzt wohl um mehrere Tonnen Büromaterial leichter ist. Wenn die Transporter kommen, die die Stadt schon bestellt hat. Denn: Die Schwaben wollen die Sachen noch nutzen. Sie sind ja noch gut.

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