Großeinsatz in Österreich:Polizei findet verbrannte Leiche des Wilderers

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Ein Mann hat in Niederösterreich auf seiner Flucht drei Polizisten und einen Sanitäter erschossen. Nach einem Großeinsatz der Polizei mit Hunderten Beamten stürmte eine Spezialeinheit seinen Hof - offenbar tötete sich der Gesuchte selbst.

Der für den Tod von vier Menschen in Österreich verantwortliche Jäger hat sich vermutlich selbst getötet. Bei der Stürmung seines Hauses nach eintägiger Belagerung im niederösterreichischen Bezirk Melk fanden die Einsatzkräfte eine verkohlte Leiche, bestätigte die Polizei.

Es spreche einiges dafür, dass es sich um den gesuchten Mittfünfziger handle, sagte Polizeisprecher Roland Scherscher. Da der in einem Geheimraum versteckte Körper bis zur Unkenntlichkeit verkohlt sei, könne nur eine DNA-Analyse Klarheit bringen. Dies könne einige Tage dauern, fügte Scherscher hinzu. Weitere Suchaktionen nach einem möglicherweise flüchtigen Täter seien nicht geplant.

Hunderte Einsatzkräfte hatten das Haus im Bezirk Melk den Dienstag über umstellt, bis sie es am Abend mit der Hilfe von Schützenpanzern stürmten. Die Durchsuchung dauerte Stunden. Durch begleitende Ermittlungsarbeit erfuhr die Polizei laut Sprecher von einem Versteck, das nur durch eine Geheimtür zu erreichen war. "Die Einsatzkräfte haben die Tür geöffnet und wollten in den Raum eindringen, im Raum selbst hat es aber gebrannt", sagte Scherscher. Der zuströmende Sauerstoff fachte die Flammen zusätzlich an. Als das Feuer gelöscht wurde, habe man die verbrannte Leiche entdeckt.

Der Jäger durchbricht eine Straßensperre

Der Jäger und mutmaßliche Wilderer Alois H. hatte drei Polizisten und den Fahrer eines Rettungswagens erschossen, um seiner Festnahme zu entgehen. Der schwer Bewaffnete verschanzte sich nach seiner Tat auf einem Bauernhof bei Melk.

Am Anfang der Tragödie stand der Versuch der Polizei, einen brutalen Wilderer zu stellen: Dieser soll aus einem fahrenden Wagen immer wieder Hirsche erschossen und ihnen dann den Kopf abgetrennt haben. Die Körper der Tiere ließ er liegen. Eine Spezialeinheit der Polizei wollte den Mann fassen. Mit einer Polizeisperre sollte der Wilderer in der Nacht zum Dienstag in einem Wald bei Annaberg im Bezirk Lilienfeld gestellt werden. Ob es sich bei dem verfolgten Schützen aber tatsächlich um den Wilderer handle, wollte die Polizei nicht bestätigen. Der Täter durchbrach mit seinem Wagen eine Straßensperre und eröffnete sofort das Feuer. Er traf einen Beamten der Sondereinheit Cobra, der später im Krankenhaus starb. Der Täter verließ seinen kaputten Wagen und versteckte sich im Wald. Als ein Rettungswagen für den Verletzten eintraf, eröffnete er erneut das Feuer. Der Fahrer des Rettungswagens wurde tödlich getroffen, der zweite Cobra-Beamte verletzt. Auf der Flucht zu Fuß kaperte der Jäger einen Streifenwagen, erschoss einen darin sitzenden Polizisten.

Ob er dessen Kollegen als Geisel nahm oder direkt erschoss, war zunächst unklar. Der Mann wurde später tot im Wagen in einer Scheune seines Hauses gefunden. Mit dem Streifenwagen flüchtete der Schütze zu seinem Bauernhof im rund 70 Kilometer entfernten Großpriel bei Melk. Dort verschanzte er sich und schoss immer wieder um sich. Am späten Nachmittag war nochmals ein Schuss zu hören gewesen sein, berichtete die Polizei.

Österreich reagiert erschüttert auf die Tat

Ein Verhandlungsteam sei vor Ort gewesen. Die Kontaktaufnahme habe sich aber schwierig gestaltet. Über ein mögliches Motiv des Mannes könne nur gerätselt werden, hieß es. Nach Berichten österreichischer Medien galt der Täter als Waffennarr, der auch Handgranaten besessen haben soll. Da der Mann eine Langfeuerwaffe besitze, habe man das Gebiet um das Haus weiträumig absperren müssen. Nachbarn wurden aus ihren Häusern geholt, sagte ein Polizeisprecher.

Österreich reagierte erschüttert auf die Tat: Das österreichische Parlament gedachte der Opfer in einer Schweigeminute. Das Bundesland Niederösterreich ordnete Trauerbeflaggung an. "Mein volles Mitgefühl und meine tief empfundene Anteilnahme gilt in diesen Stunden den Angehörigen und den Kolleginnen und Kollegen der zu Tode gekommenen Einsatzkräfte", sagte Bundeskanzler Werner Faymann. Auch Politiker aller anderen Parteien zeigten sich betroffen.

© sueddeutsche.de/dpa/schma - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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