Größter Blackout in der Geschichte Amerikas:Langsam kehrt der Strom zurück

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Der Zusammenbruch des Energiesystems legte weite Teile der USA und Kanadas lahm; auch bis Freitagnachmittag war die Versorgung im Gebiet zwischen New York und der kanadischen Hauptstadt Ottawa nicht vollständig wiederhergestellt. Insgesamt waren 50 Millionen Menschen betroffen. Die Ursache des massiven Stromausfalls war jedoch weiterhin unklar.

(SZ vom 16.08.03) - Der größte Stromausfall in der Geschichte Nordamerikas hat am Freitag heftige Kritik am Energiesystem der USA ausgelöst. Der frühere US-Energieminister und jetzige Gouverneur von New Mexico, Bill Richardson, sagte, "wir sind eine bedeutende Supermacht mit einem Stromnetz der Dritten Welt".

Die USA und Kanada wiesen einander gegenseitig die Schuld zu. Zunächst hatte die kanadische Regierung erklärt, dass vermutlich ein Blitzeinschlag im Kraftwerk Niagara Mohawk im US-Bundesstaat New York für den Ausfall des gesamten Netzes verantwortlich sei.

Die Behörden von New York wiesen diese Darstellung jedoch entschieden zurück. Später sagte der kanadische Verteidigungsminister John McCallum, das Problem sei durch ein Feuer in einem Kraftwerk in Pennsylvania entstanden. Die für die Elektrizitätsversorgung des Staates New York wiederum sprach von einem Netzfehler westlich von Ontario/Kanada.

New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg warf den kanadischen Stromversorgern Nachlässigkeit vor. Es sehe so aus, als habe die kanadische Seite "nicht das Notwendige getan", um die Stromversorgung der US-Metropole sicherzustellen, erklärte Bloomberg.

Der New Yorker Gouverneur George Pataki sagte: "Dies hätte nicht passieren dürfen. Wir sind im Jahr 2003. Wir sind eine der am höchsten entwickelten Gesellschaften der Welt, und wir sind auf ein zuverlässiges und funktionierendes Energiesystem angewiesen."

Bush schließt Terroristischen Hintergrund aus

Einen terroristischen Hintergrund oder einen Sabotageakt schloss US-Präsident George W. Bush aus. Das Chaos, von dem mehrere Millionenstädte betroffen waren, hatte am Donnerstagnachmittag begonnen, als in mehreren Millionenstädten die Stromversorgung plötzlich zum Erliegen kam. Mehr als 20Elektrizitätswerke waren in einem Domino-Effekt innerhalb von nur drei Minuten ausgefallen.

Betroffen waren neben New York, Detroit (US-Staat Michigan) und Toronto (Kanada) unter anderem auch die Großstädte Cleveland (Ohio) und Ottawa (Kanada). Am Freitag kam die Stromversorgung nur langsam wieder in Gang. Hunderttausende Menschen blieben im Nordosten der USA und in Teilen Kanadas nach wie vor ohne Elektrizität. In Detroit wurde eine volle Wiederherstellung der Versorgung erst für Sonntag erwartet.

Notstand in New York

New Yorks Bürgermeister Bloomberg rief den Notstand aus. Der U-Bahn-Verkehr in der amerikanischen Metropole blieb zunächst eingestellt. Bloomberg zufolge mussten mehr als 800Menschen aus still stehenden Aufzügen befreit werden. Die Atomkraftwerke des Bundesstaates New York sollten den ganzen Freitag über abgeschaltet bleiben.

Der massive Stromausfall legte auch die Autoindustrie lahm. Bei General Motors blieben am Freitag mehr als ein Dutzend Werke geschlossen. Bei Ford konnte in 23 der 44 Werke nicht produziert werden, wie ein Sprecher mitteilte.

Nur Vereinzelt Überfälle und Plünderungen

Trotz des Chaos in der Region wurde niemand verletzt. In Ottawa und Toronto gab es jedoch vereinzelt Überfälle und Plünderungen, 40 Menschen wurden festgenommen. Auch der internationale Luftverkehr war vom Ausfall des Stromnetzes im Nordosten Amerikas betroffen. In Deutschland fielen mehrere Flüge an die Ostküste und auf umgekehrtem Weg aus; es kam zu Verspätungen von bis zu 20Stunden.

Ein großflächiger Stromausfall wie in Nordamerika ist nach Darstellung von Energie-Konzernen und Technikexperten in Deutschland derzeit nicht möglich. Die Vernetzung zahlreicher Kraftwerke garantiere eine viel höhere Versorgungssicherheit als in den USA, erklärten am Freitag Stromanbieter, Umweltschützer und Forschungsinstitute.

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