Musik:Chorleiter Gotthilf Fischer ist tot

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Gotthilf Fischer sei "friedlich eingeschlafen", sagt seine Managerin. (Foto: Patrick Seeger/dpa)

Der Leiter der Fischer-Chöre starb bereits am Freitag. Er dirigierte zeitweise mehr als 1000 Sänger.

Der schwäbische Welt-Chorleiter Gotthilf Fischer ist tot. Er starb bereits am vergangenen Freitag im Alter von 92 Jahren, wie seine Managerin Esther Müller der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart am Mittwoch bestätigte. Der Bild -Zeitung sagte Müller, Fischer sei im Kreise seiner Familie "friedlich eingeschlafen". "Er hatte keine schwere Krankheit, es war einfach das Alter." An diesem Mittwoch sei er beerdigt worden.

Bekannt wurde Fischer durch die von ihm gegründeten Fischer-Chöre, die zeitweise mehr als 1000 Mitglieder hatten. Er nahm mit ihnen mehr als 45 Tonträger auf, mehr als 16 Millionen Platten wurden weltweit verkauft. Einer der Höhepunkte seiner Laufbahn war wohl der Auftritt der Fischer-Chöre beim Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 in München, bei dem etwa 1500 Sänger mitwirkten. Ihre Interpretation von "Tulpen aus Amsterdam" wurde weltweit im Fernsehen übertragen, und im Anschluss gewann Deutschland das Endspiel gegen die Niederlande 2:1. Tourneen führten nach Rom und in die USA. Fischer lebte zuletzt in der Nähe von Stuttgart.

Musikalischer Autodidakt

Fischer hatte niemals eine musikalische Ausbildung genossen, sondern sich das Chorleiten selbst beigebracht. Der 1928 geborene Sohn eines Zimmerermeisters und Hobbymusikers aus dem schwäbischen Deizisau machte schon als Volksschüler viel Musik und übernahm nach dem Zweiten Weltkrieg die Leitung des dortigen Gesangsvereins. Der Chor gewann 1949 beim großen Schwäbischen Sängerfest in Göppingen zwei Preise, ihrem Leiter brachte das Bekanntheit ein, und in der Folge sammelten sich weitere Gesangsvereine unter seiner Leitung - die Geburtsstunde der Fischer-Chöre. Ihr Repertoire bestand aus eher volkstümlichen Liedern wie "Hoch auf dem gelben Wagen".

Im Jahr 2000 nahm Fischer als 72-Jähriger an der Loveparade in Berlin teil, sein Auftritt war legendär, weil er im Rausch die Raver begeisterte - was durchaus wörtlich zu nehmen ist. Fischer vermutete, dass jemand ihm in einem unbeobachteten Moment eine Ecstasy-Pille ins Bier warf. "Mein Gang wurde leichter, als würde ich schweben", sagte er damals. "Beim Moderieren fing ich an zu tanzen. Ich konnte und wollte nicht aufhören."

Für seine Aufnahmen mit den Chören bekam Fischer mehrere Goldene Schallplatten und die "Krone der Volksmusik" für sein Lebenswerk. Im vergangenen Jahr landete Fischer einen Internet-Hit: Seine Aufnahme der Europahymne "Ode an die Freude" kam nach Angaben seines Managements auf mehr als 17 Millionen Youtube-Streams und Zehntausende Downloads bei Anbietern wie Amazon und Spotify.

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