Getöteter Achtjähriger aus Freiburg:Polizei distanziert sich von falschen Fahndungsaufrufen

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Eine ganze Stadt steht unter Schock: In Freiburg versucht die Polizei seit einer Woche, einen Täter zu finden, der einen achtjährigen Jungen getötet hat. Jetzt sehen sich die Ermittler gezwungen, auf krude Falschmeldungen zu reagieren.

Es ist jetzt eine Woche her, dass die Leiche des achtjährigen Armani an einem Bach im Freiburger Stadtteil Betzenhausen gefunden wurde. Eine ganze Stadt steht unter Schock. Eltern sind in ernster Sorge um ihre Kinder, Lehrer thematisieren die Ängste im Schulunterricht. Und die Polizei hat eine Sonderkommission eingerichtet, um herauszufinden, wer der Täter ist und welches Motiv er hatte.

Wie gelähmt Freiburg ist - eine Stadt, die bekannt ist für ihre renommierte Universität, für die Fahrradfahrer, für die grün-alternative Lebenskultur und dafür, insgesamt ziemlich wenig Probleme zu haben - dass lässt sich zum Beispiel am Samstag auf der Trauerfeier für Armani erahnen. Mehr als 2000 Menschen haben sich versammelt, nicht weit entfernt von dem Ort, an dem die Leiche des Jungen entdeckt wurde. Sie halten Kerzen in der Hand und beten gemeinsam. Viele Familien sind gekommen. Kinder lassen Luftballons in den Himmel steigen.

"Uns wird der Boden unter den Füßen weggezogen", sagt der evangelische Pfarrer Markus Engelhardt bei der Feier. Laura Riske von der Freiburger Polizei spricht von einer "starken Betroffenheit weit über Freiburgs Grenzen hinaus". Und die Badische Zeitung überschreibt einen Artikel in der Online-Ausgabe mit der Titelzeile: "Ein solches Verbrechen gab es in Freiburg noch nie".

Krude Falschmeldungen im Netz

Inzwischen sind bei der Polizei 300 Hinweise eingegangen. Eine konkrete Spur hat sich noch nicht ergeben. Je länger die Zeit der Ungewissheit dauert, desto mehr Spekulationen gibt es. Im Internet kursieren seit einigen Tagen krude Falschmeldungen, in denen zur Selbstjustiz aufgerufen wird. So wurde über soziale Netzwerke ein Phantombild verschickt, dass angeblich einen Mann zeigt, der nicht nur den achtjährigen Armani umgebracht haben soll, sondern auch für den Tod eines Zehnjährigen aus dem Schwarzwald verantwortlich sei.

Die Polizei sieht sich jetzt genötigt, darauf zu reagieren und vor gefälschten Fahndungsaufrufen zu warnen. In einer Pressemitteilung stellt das Freiburger Präsidium klar, dass das Phantombild nicht echt ist und dementiert auch, dass es ein weiteres Tötungsdelikt an einem Zehnjährigen gibt. Es sei strafbar, solche Bilder weiterzuleiten. Sie erschwerten die Arbeit der Ermittler und gefährdeten Unbeteiligte.

Die Polizei verweist stattdessen auf die Fakten, die unzweifelhaft feststehen: Zum letzten Mal lebend gesehen wurde Armani am vergangenen Sonntagabend mit einem Fußball in der Hand. Zum Zeitpunkt seines Verschwindens trug der schlanke, 1,40 Meter große Junge mit kurzen, dunklen Haaren ein graues Kapuzenshirt mit Affenaufdruck und Innenfutter in Neongrün, dunkle Jeans und schwarze Turnschuhe mit grünem Neonstreifen. Hinweise nimmt die Sonderkommision unter der Nummer 0761/882-2480 entgegen.

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