Vermisste Schülerin aus Berlin:Polizei fasst Verdächtigen nach zwölf Jahren

Lesezeit: 2 min

  • Fahndungserfolg im Fall der vor zwölf Jahren in Berlin verschwundenen Georgine Krüger: Die Polizei hat einen Verdächtigen festgenommen.
  • Der 43-Jährige soll das Mädchen "aus sexuellen Motiven" in seinen Keller gelockt und dort getötet haben.
  • Die Suche nach der Leiche geht weiter.

Vor zwölf Jahren verschwand die damals 14-jährige Schülerin Georgine Krüger, nachdem sie im Berliner Stadtteil Moabit aus einem Bus gestiegen war - bis heute fehlt jede Spur von ihr.

Nun hat die Polizei einen dringend tatverdächtigen Mann in seiner Wohnung im selben Stadteil festgenommen. Das teilte die Staatsanwaltschaft mit. Dem 43-jährigen Familienvater wird vorgeworfen, das Mädchen am 25. September 2006 aus "sexuellen Motiven" in einen Keller gelockt und dort getötet zu haben. Die Leiche des Mädchens ist bislang nicht gefunden worden.

Am frühen Dienstagnachmittag hat der Berliner Staatsanwalt Martin Steltner Details zu den Ermittlungen genannt. Die sechste Mordkommission der Berliner Kriminalpolizei sei insgesamt 300 Hinweisen aus der Bevölkerung nachgegangen. Dass es nun zu einer Verhaftung gekommen ist, habe auch mit der beharrlichen Arbeit eines für den Fall zuständigen Cold-Case-Ermittlers zu tun, so Steltner.

Der Beschuldigte ist der Polizei zufolge bereits 2012 wegen sexueller Nötigung einer Jugendlichen verurteilt worden. Laut Staatsanwalt Steltner soll der 43-Jährige die damals 17-Jährige in denselben Keller gelockt haben, in dem er sechs Jahre zuvor Georgine getötet haben soll. Der dringende Tatverdacht, der nun zur Verhaftung des Mannes führte, sei auf einen "Strauß von Ermittlungen" zurückzuführen. Demnach lebten das Opfer und der mutmaßliche Täter in unmittelbarer Nachbarschaft. Der nun Verhaftete war nach Georgines Verschwinden als Zeuge vernommen worden. Er hatte damals jedoch angegeben, so Steltner, Georgine nicht gekannt zu haben.

Insbesondere Daten aus der Funkzellen- und Telefonüberwachung sowie der Einsatz eines verdeckten Ermittlers hätten zu seiner Verhaftung geführt. Offenbar hat sich ein Beamter im Zuge der Ermittlungen das Vertrauen des Tatverdächtigen erworben. Ihm gegenüber soll der 43-Jährige "dokumentierte" Angaben zu Georgines Verschwinden gemacht haben. Der Tatverdächtige wird noch am Dienstag einem Haftrichter vorgeführt.

Ob die Verhaftung auch zu Georgines Leichnam führen wird, ist weiter ungewiss. "Da müssen wir einfach abwarten", sagte Steltner. Im April dieses Jahres war bei der Polizei ein anonymer Hinweis eingegangen. Ein Mann sagte, er wisse wo die Leiche sei. Der Anrufer nannte Koordinaten eines vermeintlichen Fundortes. Daraufhin grub ein Einsatzkommando ein Waldgebiet in Brandenburg um, jedoch ergebnislos.

Im Oktober beschäftigte sich eine Spezial-Ausgabe des Fernseh-Magazins "Aktenzeichen XY... ungelöst" mit dem Fall. Daraufhin gingen erneut Hinweise bei der Polizei ein. Zuvor hatte die Berliner Polizei nach einem Mann gesucht, der am Telefon angebliche Hinweise gab. Die Polizei veröffentlichte auch zwei Mitschnitte des anonymen Anrufers mit dem Aufruf: "Wer erkennt die Stimme des unbekannten Hinweisgebers?". Laut Steltner gibt es zum jetzigen Zeitpunkt keine Hinweise, "dass der Anrufer der Verdächtige ist".

© SZ.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: