Gelsenkirchen:SEK-Beamter im Einsatz erschossen

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Ermittler der Polizei im April am Tatort in Gelsenkirchen. (Foto: Bernd Thissen/dpa)

Bei einer Hausdurchsuchung wegen eines mutmaßlichen Drogendeliktes hat der Bewohner das Feuer eröffnet. Für einen 28-jährigen Polizisten endete der Einsatz tödlich.

Auf Fotos vom Tatort sieht man Flatterband, das quer durch den Garten des braun geklinkerten Mehrfamilienhauses gespannt ist. Spurensicherungsexperten in weißen Schutzanzügen sammeln hinter der geöffneten Tür zum Treppenhaus Beweise, um den Tathergang zu rekonstruieren.

Am frühen Mittwochmorgen ist in diesem Haus in Gelsenkirchen ein 28-jähriger SEK-Beamter bei einem Einsatz ums Leben gekommen. Er wurde von einem Schuss getroffen, den der Bewohner der Dachgeschosswohnung abgefeuert hat. Die Polizei war angerückt, um bei dem 29-jährigen Mann eine Hausdurchsuchung vorzunehmen. Hintergrund waren Ermittlungen wegen eines Drogendeliktes. "Uns lagen Hinweise vor, dass der Beschuldigte über eine Waffe verfügt", sagte Polizeisprecher Christopher Grauwinkel. Deswegen hatten die Ermittler die Kollegen des SEK um Unterstützung gebeten.

Als die Beamten um sechs Uhr die Wohnung des 29-Jährigen durchsuchen wollten, so heißt es von der Polizei, habe dieser beim Öffnen der Wohnungstüre zwei Schüsse auf die Polizisten abgegeben. Einer davon traf den 28-jährigen SEK-Beamten. Wo genau, dazu machte der Polizeisprecher keine Angaben machen. "Die Schutzkleidung schützt nicht den ganzen Körper. Auch geschulte Spezialkräfte können nun mal bei einem solchen Angriff verletzt werden, sagte Grauwinkel. Die Beamten hätten das Feuer erwidert, den 29-Jährigen aber nicht getroffen. Der Mann habe sich widerstandslos festnehmen lassen. Der 28-jährige SEK-Beamte aus Münster wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo er kurz darauf starb.

Innenminister Reul spricht von einem schwarzen Tag für die Polizei

Zu den Vorwürfen gegen den 29-jährigen Beschuldigten macht die Polizei keine Angaben. Nur so viel: Er sei bisher nicht polizeibekannt gewesen. Um Interessenkonflikte zu vermeiden, hat die Polizei Krefeld die Ermittlungen aufgenommen.

Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach von einem schwarzen Tag für die Polizei. "Der Tod dieses jungen Mannes führt uns schmerzhaft vor Augen, welches Risiko die Polizistinnen und Polizisten in unserem Land jeden Tag eingehen, um die Bürgerinnen und Bürger zu schützen", sagte Reul.

"Wir wissen alle, dass sich die Polizistinnen und Polizisten, die uns vor Straftätern schützen, selber in Gefahr begeben. Trotzdem macht uns der Tod unseres Kollegen fassungslos", sagte Michael Maatz, der stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei.

In den sozialen Medien taten viele Polizisten ihre Bestürzung kund und sprachen den Angehörigen ihr Beileid aus. Zahlreiche Profilbilder von Beamten bei Facebook waren als Zeichen der Anteilnahme mit schwarzen Trauerflor-Balken versehen.

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