Geflohener Sexualstraftäter:Gefängnisausbruch verschärft Kritik an Hamburger Justiz

Er brauchte nur ein Bettuch, ein Tischbein und einen Besenstiel: Ein 25-Jähriger hat sich aus der Untersuchungshaft in Hamburg befreit. Der erneute Ausbruch, der trotz Alarms zunächst unbemerkt blieb, bringt die Hamburger Justiz in Bedrängnis.

Es ist ein Gefängnisausbruch, wie aus einem schlechten Fernsehfilm: Ein 25 Jahre alter Sexualstraftäter hat sich aus seiner Zelle in der Hamburger Untersuchungshaftanstalt am Holstenglacis befreit, indem er sich an einem Bettlaken aus dem dritten Stock abseilte. Wie das Hamburger Abendblatt berichtet, wählte der Mann für seinen Ausbruch den Zeitpunkt des Eröffnungs-Feuerwerks des Hamburger Doms.

Der Lärm der explodierenden Feuerwerkskörper und der Applaus der Gefängnisinsassen habe seine Bemühungen übertönt, mithilfe eines Besenstiels, eines Tischbeins und Bestecks den Fensterrahmen und das Mauerwerk seiner Zelle zu lösen, schreibt die Zeitung weiter. Als die Öffnung groß genug war, habe er sich abgeseilt und sei über mehrere Zäune und Mauern geflohen. Bei seiner Flucht verletzte er sich - die Blutspur ließ sich bis zum nahegelegenen Fischmarkt verfolgen.

Zeitungsberichten zufolge wurde auf dem Gefängnisgelände Alarm ausgelöst. Dass tatsächlich ein Ausbruch vorlag, erkannte allerdings niemand. Die Sicherheitsbeamten "vermuteten Tiere als Alarmauslöser", schreibt das Hamburger Abendblatt. Außerdem werde zurzeit gebaut - das Sicherungssystem werde erneuert.

Bereits 2007 war ein Häftling aus dem Gefängnis ausgebrochen. Auch er hatte seine Bettwäsche genutzt, um sich abzuseilen. Nach dem aktuellen Ausbruch wird Kritik an der Hamburger Justizsenatorin laut. Statt viel Geld in andere Dinge zu investieren, solle sie sich lieber um eine Renovierung der Untersuchungshaftanstalt kümmern, heißt es von Seiten der Opposition.

Das Landeskriminalamt sucht nun nach dem etwa 1,70 Meter großen Flüchtigen. Er wird beschuldigt, im Juni in eine Hamburger Wohnung eingebrochen zu sein, dort eine 60 Jahre alte Frau überfallen und missbraucht und ihr Wertsachen geraubt zu haben.

© Süddeutsche.de/feko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: