Früherer Leiter der Odenwaldschule gestorben:Gerold Becker ist tot

13 Jahre war er Leiter der Odenwaldschule, galt als zentrale Figur im Missbrauchsskandal an dem Elite-Internat. Nun ist Gerold Becker gestorben. Nach seinem Tod bleiben viele Fragen unbeantwortet.

Gerold Becker, der frühere Leiter der südhessischen Odenwaldschule, ist tot. Becker sei in der Nacht zum Donnerstag in Berlin nach schwerer Krankheit gestorben, sagte Schulvorstandssprecher Johannes von Dohnanyi in Heppenheim. Der 1936 geborene Becker, der das renommierte Privatinternat von 1972 bis 1985 leitete, stand im Mittelpunkt des dortigen Missbrauchsskandals.

Umstrittener Pädagoge: Der ehemalige Leiter der Odenwaldschule, Gerold Becker, ist nach schwerer Krankheit in Berlin gestorben. (Foto: dpa)

Die Odenwaldschule bedauere, dass Becker nicht mehr die Gelegenheit gehabt habe, sich zu erklären und drängende Fragen der vom Missbrauch Betroffenen zu beantworten, sagte Dohnanyi. "Wir hätten ihn gerne noch einmal gesprochen."

Beginn einer neuen Ära

Becker soll 17 Jungen im Internat missbraucht haben. In einem Brief an die Schulleitung hatte er im März sexuelle Verfehlungen zugegeben und sich dafür entschuldigt. Direkt gesprochen habe er aber mit den Opfern nie, sagte Dohnanyi. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Becker waren wegen Verjährung eingestellt worden.

An diesem Wochenende feiert die Schule ihr 100-jähriges Bestehen. Beckers Tod sei eine Zäsur, sagte Dohnanyi. Für die Odenwaldschule beginne nun eine neue Ära. Unvermindert werde weiter an der Aufklärung der Missbrauchsfälle gearbeitet.

Nach einem Zwischenbericht, der am Donnerstag vorgelegt worden war, wurden an der Odenwaldschule zwischen Ende der 1960er Jahre und Anfang der 1990er Jahre rund 50 Schüler missbraucht, vor allem Jungen. Verfahren gegen fünf ehemalige Lehrer waren wegen Verjährung im Juni eingestellt worden.

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