Frankreich:Vater tötet Dreijährigen in Waschmaschine - 30 Jahre Haft

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Eine Skizze zeigt die Eltern des kleinen Bastien im Gerichtsaal. (Foto: AFP)
  • Ein Mann in Frankreich tötet seinen dreijährigen Sohn, indem er ihn die Waschmaschine sperrt und das Gerät einschaltet.
  • Der damals 33-Jährige Mann wurde nun von einem Gericht zu 30 Jahren Haft verurteilt.

Zur Strafe für "schlechtes Verhalten" in Waschmaschine gesperrt

Einem Familienvater in Frankreich wird ein unfassbares Verbrechen vorgeworfen - doch angeblich kann er sich an nichts erinnern: Der 37-Jährige soll seinen dreijährigen Sohn in eine Waschmaschine eingesperrt und dadurch getötet haben. Am späten Freitagabend verurteilte ihn ein Gericht in Melun südöstlich von Paris wegen Ermordung des kleinen Bastien zu 30 Jahren Haft, die Mutter wegen Beihilfe zu zwölf Jahren Gefängnis.

Die Tat ereignete sich im November 2011 in dem Dorf Germigny-l'Evêque in dem an Paris angrenzenden Département Seine-et-Marne. Die Staatsanwaltschaft warf dem Angeklagten vor, seinen dreijährigen Sohn Bastien zur Strafe für angebliches "schlechtes Verhalten" in der Vorschule in die Waschmaschine gesperrt zu haben. Sie forderte eine lebenslange Haftstrafe. Beihilfe zum Mord seitens der Mutter sah die Staatsanwaltschaft nicht als erwiesen an, forderte für sie aber fünf Jahre Gefängnis wegen Gewaltanwendung.

Unvorstellbares Martyrium

In seinem Schlussplädoyer hatte Staatsanwalt Eric de Valroger schwere Vorwürfe gegen den 36-jährigen Angeklagten erhoben. "Sie wussten, dass sie Bastien töten würden. Sie wussten, als sie die Waschmaschine in Gang setzen, dass ihr Sohn leiden würde und dass sein Martyrium unerträglich sein würde." Er habe schon viele Prozesse erlebt, aber noch nie ein solches "Ausmaß des Horrors".

Der Vater rief am Tag der Tat einen Rettungswagen und gab an, eine "kleine Sorge" zu haben. Sein Sohn sei die Treppe heruntergefallen. Er habe den Jungen daraufhin in der Badewanne mit Wasser abkühlen wollen - das Kind sei vermutlich ertrunken. Die damals fünfjährige Schwester des toten Jungen sagte dem eintreffenden Arzt dagegen: "Papa hat Bastien in die Waschmaschine gesteckt, weil er Dummheiten in der Schule gemacht hat." An dieser Version hielt sie die gesamten Ermittlungen über fest.

"Eiskalt, ganz nackt, ganz weiß, ausgerenkt, praktisch wie ein Spielzeug"

Die Mutter des toten Kindes sagte der Polizei, sie habe gesehen, wie ihr damaliger Lebensgefährte Bastien in die Waschmaschine eingesperrt habe. Er habe dann zuerst einen Schleuder- und dann einen Waschgang eingeschaltet. Der Vater habe dann im Internet gesurft, sie habe aber mit der Tochter ein Puzzle gemacht. Sie habe ihren Sohn fünf Minuten schreien gehört, sagte die Mutter. Als der Vater den leblosen Körper aus der Waschmaschine holte, soll er gesagt haben: "So wird er uns nicht mehr auf die Nerven gehen." Eine später von der Mutter gerufene Nachbarin fand das Kind nach eigenen Worten "eiskalt, ganz nackt, ganz weiß, ausgerenkt, praktisch wie ein Spielzeug".

"Ich erinnere mich gerade an überhaupt nichts", sagte der Angeklagte am Dienstag, als die Richterin ihn zu der Tat befragte. Er leidet unter einem Hirntumor, der epileptische Anfälle und Stimmungsschwankungen auslösen kann. Gegen die Mutter des toten Kindes wurde zunächst wegen unterlassener Hilfeleistung und der Nicht-Verhinderung eines Verbrechens ermittelt. Angeklagt wurde sie aber schließlich wegen Beihilfe zum Mord. Vor Gericht stritt die 29-Jährige jede Beihilfe ab.

Die Familie war den Sozialbehörden schon seit Jahren bekannt, wiederholt wurden die Behörden über die Misshandlung des Jungen informiert. Der Vater, der große Mengen Alkohol und Cannabis konsumierte, schlug seinen Sohn immer wieder, sperrte ihn in einen Schrank ein und drohte, ihn aus dem Fenster zu werfen. Bastiens Mutter schlug er. Kinderschutz-Vereinigungen, die in dem Verfahren als Nebenkläger auftraten, werfen den Behörden schweres Versagen vor.

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