Frankreich:Das Böse kann uns mal

Lesezeit: 1 min

Rückkehr: Die "Eagles of Death Metal" treten erstmals nach den Anschlägen wieder in Paris auf - während eines U2-Konzertes singen sie ein trotziges Lied.

Von Michael Neudecker

"Die Menschen haben die Macht / die Macht zu träumen, zu regieren / die Welt von Narren zu befreien / es ist beschlossen, dass die Menschen regieren." So geht eine Passage aus dem Lied "The people have the power" der Altrockerin Patti Smith, es passt gut zur Postpariser Trotzhaltung, mit der sich die westliche Welt gerade gegen das Böse zu wehren versucht. Das Lied ist jetzt an zwei Tagen zwei Mal in Paris vorgetragen worden, beide Male während Konzerten der irischen Musiker von U2, die wegen der Anschläge am 13. November in Paris zwei Konzerte dort storniert hatten.

Die Konzerte haben sie nun nachgeholt, vor 20 000 Zuschauern in der Accor-Hotels-Arena, am Sonntag kam Patti Smith selbst auf die Bühne dazu und sang unter großem Jubel ihr Lied. Beim zweiten Mal einen Tag später war der Jubel sogar noch größer, denn da traten die Eagles of Death Metal auf, jene Band, die vor dem 13. November zwar bekannt, aber nicht berühmt war. Seit Terroristen das Konzert der Band im Musikclub Bataclan stürmten und 89 Menschen töteten, und der Sänger, Jesse Hughes, bald darauf ankündigte, nach Paris zurückzukehren, ist seine Band so etwas wie das Gesicht des Postpariser Trotzes: Das Böse kann auf uns schießen, aber das Böse kann uns mal.

"Ihnen ist die Bühne gestohlen worden, also wollen wir ihnen heute Abend unsere anbieten", so kündigte U2-Sänger Bono den Gastauftritt der Eagles of Death Metal an. Dann machten die U2-Leute Platz, Hughes kam mit seinen Kollegen auf die Bühne, er trug ein weißes Hemd mit weißem Anzug. Er sang zwei Lieder: nach Smiths Song ein eigenes, das Liebeslied "I love you all the time", in dem ein paar Zeilen auf Französisch vorkommen.

Am Dienstag besuchten die Musiker das Bataclan und gedachten unter Tränen der Opfer. Und auf Facebook bedankten sie sich bei U2: "Sie haben uns daran erinnert, dass das Böse sich nie freinimmt, deshalb können wir Rock'n'Roller das auch nicht tun."

© SZ vom 09.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: