Flugzeugabsturz in San Francisco:Asiana will wegen rassistischen Witzes klagen

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"Ho Lee Fuk": Weil sich ein TV-Sender über die angeblichen Piloten der abgestürzten Maschine in San Francisco lustig machte, will die Fluggesellschaft Asiana nun klagen. Auch die US-Verkehrsbehörde muss sich offenbar auf ein Verfahren gefasst machen - sie soll die zum Scherz erfundenen Namen weitergegeben haben.

Nach der Bruchlandung eines Flugzeugs in San Francisco mit drei Toten will die Fluggesellschaft Asiana Klage gegen einen US-Sender einreichen. KTVU in Kalifornien hatte in seiner Berichterstattung die vermeintlichen Namen der koreanischen Piloten vermeldet - die sich kurze Zeit später als Scherz entpuppten. Der Sender habe mit der Nennung der falschen Namen das Ansehen der Airline beschädigt, zitierte der Fernsehsender CNN einen Asiana-Sprecher.

In den KTVU-Nachrichten war am Freitag neben einem Bild der ausgebrannten Maschine der Asiana Airlines "Sum Ting Wong, Wi Tu Lo, Ho Lee Fuk, Bang Ding Ow" zu lesen. Moderatoren und Redakteure merkten zu spät, dass diese Namen, wenn man sie ausspricht, einer Beschreibung des Unfallhergangs in etwas gebrochenem Englisch und mit asiatischem Akzent entsprechen: "Something wrong, we too low, holy fuck, bang ding ow", auf Deutsch: "Etwas falsch, wir zu tief, heilige Scheiße, bumm krach aua." Der Schnitzer fiel dem Sender erst in der laufenden Berichterstattung auf. Die Verantwortlichen entschuldigten sich umgehend

Die verhöhnenden Namen stammten angeblich von einem Mitarbeiter der Nationalen Transportsicherheitsbehörde NTSB. Die Verkehrsbehörde muss sich offenbar ebenfalls auf eine Klage gefasst machen. Sie entschuldigte sich später dafür, dass "falsche und beleidigende Namen" versehentlich bestätigt worden seien.

Südkoreas Regierung will Fluggesellschaft überprüfen

Auch Asiana muss sich auf Ermittlungen einstellen: Die Regierung in Seoul hat eine dreiwöchige Überprüfung der Fluggesellschaft angeordnet. Außerdem müssten alle südkoreanischen Airlines ihre Sicherheitsvorkehrungen verstärken und zusätzliche Schulungen ihrer Besatzungen vornehmen, teilte der südkoreanische Vize-Verkehrsminister nach einem Treffen mit den Führungsspitzen der acht Fluggesellschaften des Landes mit. Die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen betreffen "alle Bereiche, vom Flugbetrieb über Wartung und Einsatzvorschriften bis hin zu den Anlagen".

Die Untersuchung bei Asiana soll klären, ob bei Flugbetrieb und -ausbildung Regeln verletzt wurden, hieß es. Die vier Piloten an Bord der in San Francisco verunglückten Boeing 777 würden von Mittwoch an befragt. Sie waren am Samstag nach Südkorea zurückgekehrt, nachdem die US-Behörde für Verkehrssicherheit sie zu der Bruchlandung vom 6. Juli befragt hatte. Zum Zeitpunkt des Unglücks waren zwei der vier Piloten im Cockpit. Durch das Unglück kamen drei Mädchen ums Leben, mehr als 180 weitere Insassen wurden verletzt. Ersten Untersuchungen zufolge war die Asiana-Maschine beim Anflug auf den Flughafen deutlich zu langsam.

Nach der Bruchlandung brach in dem mit mehr als 300 Insassen besetzten Flugzeug Feuer aus. Der zuständige Pilot befand sich mit der Boeing 777 noch im Training. Sein Ko-Pilot war während des Flugs erstmals als Ausbilder im Einsatz. Asiana hob jedoch hervor, dass es sich bei beiden um erfahrene Piloten handele.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/kjan - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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