Während die Behörden der beteiligten Länder vier Tage nach dem Absturz einer russischen Passagiermaschine in Ägypten weiter über die Unglücksursache rätseln, hat sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) abermals zu einem Angriff auf die Maschine bekannt. Angesichts der Erklärungen ägyptischer Behörden, das Flugzeug sei nicht von der IS-Organisation zum Absturz gebracht worden, erklärte ein IS-Mitglied in einer Audio-Botschaft im Kurzbotschaftendienst Twitter, zur passenden Zeit würden "die Details geliefert werden, auf welche Weise" die Maschine abgestürzt sei.
Im Moment habe der IS "keinerlei Verpflichtung", dies zu tun. Die Ermittlungsbehörden müssten nun ihre Arbeit tun und die Absturzursache aufklären, hob der IS-Vertreter weiter hervor. "Sagt uns, was die Ergebnisse eurer Untersuchung sind." Er fügte hinzu: "Beweist, dass wir es nicht zum Absturz gebracht haben und wie es wirklich abgestürzt ist."
Ungereimtheiten beim Absturz von Flug KGL9268/7K-9268
Flugzeugabsturz in Ägypten:Fluggesellschaft schließt technischen Defekt als Absturzursache aus
Eine "mechanische Wirkung" auf die Maschine sei der einzige denkbare Grund für das Auseinanderbrechen, teilte die russische Fluggesellschaft mit.
Nach den bisherigen Ermittlungsergebnissen lässt sich eine Täterschaft des IS nicht bestätigen - entgegen der Aussagen ägyptischer und russischer Behörden aber auch nicht ausschließen.
Die US-Geheimdienste gehen zwar nicht davon aus, dass eine Rakete das Flugzeug zu Fall gebracht habe, zitiert der Nachrichtensender CNN US-Regierungsvertreter. Jedoch hat ein Satellit US-Medienberichten zufolge eine ungewöhnliche Wärmestrahlung über dem Unglücksgebiet registriert, die auf einen Bombenanschlag hinweisen könnte. Auch eine Triebwerksexplosion oder ein Feuer an Bord hätte den Hintzeblitz auslösen können.
Nach Angaben der russischen Agentur Interfax wurden vor dem Absturz ungewöhnliche Geräusche an Bord aufgezeichnet. Die Information stamme aus informierten Kreisen in Kairo, wo die Flugschreiber ausgewertet werden. "Vor dem Moment des Verschwindens der Maschine von den Radarschirmen sind Geräusche aufgezeichnet worden, die nicht charakteristisch sind für einen normalen Flug", zitierte die Agentur den Gesprächspartner. Kurz vorher habe es noch die normalen Gespräche zwischen Piloten und Lotsen gegeben ohne einen Hinweis auf Unregelmäßigkeiten. Eine Bitte um Erlaubnis zur Notlandung hat der Pilot entgegen erster Berichte nicht geäußert.
Russische Medien berichten außerdem, dass an der Absturzstelle "Teile", die weder dem Flugzeug noch dem Gepäck zuzuordnen seien, gefunden wurden. Kremlsprecher Dmitri Peskow bestätigte dies aber zunächst nicht.
Zugleich kritisierte Peskow Berichte, wonach ein möglicher Anschlag auf das Flugzeug mit russischen Luftangriffen auf Ziele in Syrien zusammenhängen könnte. Spekulationen über einen eventuellen Vergeltungsschlag etwa durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" seien zum jetzigen Zeitpunkt "völlig unangebracht", sagte er.
Flugschreiber werden ausgewertet
Das Flugzeug der sibirischen Airline Kogalymavia/Metrojet war am Samstagmorgen kurz nach dem Start im ägyptischen Badeort Sharm el-Sheikh über der Sinai-Halbinsel abgestürzt. Alle 224 Menschen an Bord kamen ums Leben. Die ägyptischen Behörden haben am Dienstag mit der Auswertung des Flugdatenschreibers und des Stimmenrekorders begonnen, bis diese abgeschlossen ist, dürften genauere Angaben zur Unglücksursache schwierig sein.
Die Suche nach den Überresten des abgestürzten Airbus A321 werden nun ausgeweitet. Das Einsatzgebiet werde von 30 auf 40 Quadratkilometer vergrößert, sagte der russische Zivilschutzchef Wladimir Putschkow. Dabei sollen auch Drohnen eingesetzt werden
Die meisten der Opfer wurden bereits nach Russland überführt. 33 Leichen seien identifiziert worden, teilte die Verwaltung in Sankt Petersburg mit.