Flug MH 370:Ein paar Wrackteile, sonst nichts

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Die Suche nach Flug MH 370 wird nach fast drei Jahren beendet. Die beteiligten Regierungen wollen das Geld dafür nicht mehr aufbringen.

Von Arne Perras, Singapur

Noch vor wenigen Wochen klang der malaysische Transportminister so, als arbeite seine Regierung unermüdlich an einer Lösung des Rätsels. "Ich möchte wiederholen, dass das Ziel, die Maschine zu lokalisieren, noch nicht aufgegeben wurde", sagte Liow Tiong Lai am 20. Dezember 2016. Nun hat er seine Meinung geändert; allerdings nicht nur er. Die Regierungen von Malaysia, China und Australien teilten am Dienstag mit, dass die Suche nach dem vermissten Flugzeug beendet sei: "Heute hat das letzte Schiff das Gebiet der Unterwassersuche verlassen."

Nur Wrackteile: Was mit Flug MH370 passierte, ist bis heute nicht geklärt. Nun wurde die Suche nach dem Flugzeug eingestellt. (Foto: Reuters)

120 000 Quadratkilometer Meeresboden haben Spezialisten mit Sonargeräten im stürmischen Indischen Ozean untersucht, um jenes Passagierflugzeug aufzuspüren, das am frühen Morgen des 8. März 2014 mit 239 Menschen an Bord von den Radarschirmen verschwand: Flug MH 370 der Malaysian Airlines, gestartet in Kuala Lumpur, mit Kurs auf Peking. Dort kam die Boeing 777-200 ER aber niemals an. Ihr Verschwinden bleibt das größte Mysterium der modernen Luftfahrtgeschichte.

Wenn es beim Abbruch der Suche bleibt, sind die Chancen verschwindend gering, noch herauszufinden, was damals tatsächlich geschah. Es ist eine qualvolle Entscheidung für all die Angehörigen von Crew und Passagieren. Der Ehemann einer der Verschwundenen sagte: Auch wenn er seine Frau Chandrika Sharma niemals wiedersehen werde, wolle er wenigstens irgendwann eine "glaubhafte Erklärung, was wirklich geschehen ist".

Doch die Suche ergab nur winzige Puzzlestücke. Einige Wrackteile wurden an der afrikanischen Küste und auf Inseln im westlichen Indischen Ozean gefunden. Aber die Spuren reichen nicht aus, um herauszufinden, warum die Maschine mitten in der Nacht plötzlich ihren Kurs änderte und offenbar nach stundenlangem Flug Richtung Süden in den Indischen Ozean stürzte. Denkbar wäre, dass der Pilot Suizid beging. Denn auf einem Flugsimulator in seiner Wohnung hatte jemand eine ähnliche Flugroute in den Indischen Ozean eingegeben. Hatte der Pilot etwa geübt? Bewiesen ist das ebenso wenig wie die weiteren Theorien - zum Beispiel die eines missglückten Entführungsversuchs durch Terroristen. Für den Absturz von MH 370 könnte auch schlichtweg ein technischer Defekt verantwortlich sein.

Es gibt nun wieder eine neue Theorie. Aber zahlen mag niemand mehr

Ein Kommentator der Zeitung West Australian nannte die Untersuchung der malaysischen Regierung "einen der größten Fälle von Missmanagement der neueren Geschichte". Vor allem in der Anfangsphase widersprachen sich Ermittler und Politiker ständig. Auch China, von wo die meisten Passagiere stammten, sei seinen Verpflichtungen bei der Suche nicht ausreichend nachgekommen, sagen Kritiker. Von Australien sind die Suchschiffe in den Indischen Ozean gestartet, Canberra, Peking und Kuala Lumpur haben sich die Kosten für den aufwendigen Einsatz geteilt, der australischen Medien zufolge 190 Millionen Dollar gekostet hat. Die Hälfte soll von Malaysia getragen worden sein; Australien habe etwa 20 Millionen beigesteuert und China den Rest. Nun steigt vor allem der Druck auf die asiatische Großmacht, mehr zu investieren, damit die Suche doch fortgesetzt werden kann - und zwar etwas weiter nördlich. Anhand der gefundenen Trümmer haben Experten neue Driftmodelle erstellt, wonach sich das Flugzeugwrack eher nördlich der bisherigen Suchzone befinden könnte. Spezialisten haben ein 25 000 Quadratkilometer großes Gebiet eingegrenzt, das nun zu untersuchen wäre, doch kostet das nach Schätzungen weitere 40 bis 50 Millionen Dollar, die gegenwärtig niemand aufbringen will. Die Hinweise seien nicht substanziell genug, um die Fortsetzung der Suche zu rechtfertigen, meinen die drei beteiligten Regierungen.

© SZ vom 18.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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