Filmstars im Dauerstress:Brangelinas Flucht um den Globus

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Das Hollywood-Traumpaar Brad Pitt und Angelina Jolie sucht die Privatheit und ist doch öffentlicher denn je.

Marten Rolff

Im März wurde ein durchschnittlich aussehender Mann in einer durchschnittlich aussehenden Berliner Tiefgarage gesichtet. Er trug schwarze Haare und Baseballkappe und wirkte sehr entspannt.

Finden es derzeit garnicht zum Lachen: Brad Pitt und Angelina Jolie. (Foto: Foto: AP)

Der Zeuge erzählte hinterher im Büro, er habe gerade mitbekommen, wie der Comedian Michael Mittermeier in eine schwarze Limousine gestiegen sei. Nachdem er in die Zeitung vom Tag geschaut hatte, musste er sich jedoch korrigieren: "Oh, es war doch Brad Pitt".

Der Schauspieler verbrachte gerade mit Angelina Jolie einen "Liebesurlaub" in der Stadt. Die Details des Kurzbesuches waren erschütternd. Die Chefin des Designhotels "Q" am Ku'damm berichtete jedenfalls der Bunten, dass Pitt und Jolie "sehr nett" seien und "Tee getrunken" hätten. Fotografen lichteten das Paar vor dem Spielzeugladen Ratzekatz am Prenzlauer Berg ab - nach dem angeblichen Kauf eines angeblichen Holzschiffchens.

Paradoxerweise scheint es leichter geworden zu sein, Brad Pitt über den Weg zu laufen, seitdem der Schauspieler die exklusive Symbiose eingegangen ist, die inzwischen jeder "Brangelina" nennt. Sein Eigenleben gab Pitt wohl bei den Dreharbeiten zu "Mr. & Mrs. Smith" vor knapp zwei Jahren auf, bei denen er Angelina Jolie näher gekommen sein soll. Es war der Beginn eines Versteckspiels, einer rastlosen Weltreise zweier "Hollywood-Royals" durch Dutzende Länder, die einer absurden Flucht gleicht und an jedem Zufluchtsort zum sofortigen Ausnahmezustand führt.

In Namibia soll ihr gemeinsames Kind zur Welt kommen

Im kenianischen Luxusresort Diani Beach etwa wollen Sicherheitsleute Pitt und Jolie vor einem Jahr beim lautstarken Liebesakt überrascht und so die "Liebeslüge" aufgedeckt haben. In Fulmer, einem Dorf in der englischen Grafschaft Buckinghamshire, lösten die Pubbesuche des Paares einen Medienrummel aus. Gäste des "Black Horse" mussten immer wieder erzählen, welchen Ecktisch die "sympathischen Schauspieler" bevorzugen und dass Pitt lieber Guinness trinke, während Jolie Cider bevorzuge. Am Comer See schließlich wartete die Bürgermeisterin des Nobelortes Cernobbio im März einen ganzen Tag lang vergeblich darauf, das Paar zu trauen - frisch frisiert und im regen Austausch mit Journalisten.

Seit Anfang April nun ist Namibia der vorläufige Aufenthaltsort von Brangelina. Hier soll ihr gemeinsames Kind zur Welt kommen. Einer der Gründe für die Wahl ist womöglich, dass das Land nach der Mongolei die zweitgeringste Bevölkerungsdichte der Welt hat. Ein anderer, dass Jolie Afrika liebt und Namibia von Dreharbeiten her kennt. "Wir fühlen uns hier wie zu Hause", gab das Paar bekannt. Das darf man ihnen glauben. Denn bekommen haben die Stars eine Bleibe, von der der Stadtdirektor von Swakopmund resigniert sagt, sie gleiche jetzt einem "Gefängnis".

Eigentlich ist "The Burning Shore" ein intimes, unprätentiöses Resort in Langstrand - an der Atlantikküste zwischen Walvis Bay und Swakopmund. Für einen Zimmerpreis von umgerechnet 84 Euro pro Person garantiert der Ort, in dem es nicht einmal einen Laden gibt, absolute Ruhe. Nun haben Sicherheitsleute die Lodge abgeriegelt wie Fort Knox, umlagert von Scharen von Paparazzi.

Jedes Detail ist wertvoll

In Langstrand stürmen Fotografen derzeit die Balkone der Anwohner und beschweren sich zugleich über die Restriktionen durch die namibische Regierung, die bereits vier Journalisten ausweisen ließ. Die Geschichte, die sie wollen, geht ungefähr so: "Schönste Frau und schönster Mann der Welt bekommen Wunschbaby, und wir haben es exklusiv". Die Geschichten, die sie bekommen, gehen ungefähr so: "Pitts Hundesitter sagt: Lasst sie doch in Ruhe die Landschaft genießen." Jedes Detail ist wertvoll. "Ich hab' die Schnauze voll", erzählt eine Journalistin aus Swakopmund. Seit Wochen ruft die Weltpresse an und will wissen, wie Angelina ihren Tag verlebt. "Was soll ich denen sagen, die Frau steht sicher genauso verknittert auf wie ich."

Man darf annehmen, dass die Paparazzi ihren Scoop nicht landen werden. Noch hat die hochschwangere Jolie alles im Griff. Gerade ließ sie sich mit den Bewohnern eines Swakobmunder Elendsviertels ablichten - exklusiv von Fotografen der Unicef. Auch das erste Babyfoto wird es wohl nur im Austausch mit einer Millionenspende an das Kinderhilfswerk geben. Das Leben der Schauspielerin, die in Männerphantasien Männer vernascht wie Konfekt, gleicht längst einem Gesamtkunstwerk. Die Botschaft der Unicef-Botschafterin sind ihre Adoptivkinder aus Kambodscha und Äthiopien.

Auch Brad Pitt spielt seine Rolle gut. Er setzt sich heute für Katrina-Opfer ein und hat, was er wohl wollte: eine eigene Familie. Dieser Wunsch war Gerüchten zufolge der Grund für seine Trennung von Jennifer Aniston. In Kürze wird er Vater eines Kindes, das in Analogie zum Namen seiner äthiopischen Adoptivschwester Zahara möglicherweise Namib heißen soll oder Ovambo-Langstrand. Fest steht, dass es ein namibischer Name sein wird. Weitere Vorschläge nehmen die Wettbüros entgegen.

© SZ vom 6.5.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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