Die Restaurantkette "Twin Peaks" bietet laut eigener Werbung alles, was Männer lieben: eiskaltes Bier, Sport auf vielen großen Bildschirmen sowie nette Bedienungen mit größtenteils unbekleideten Oberkörpern. Die Jungs sollen also in Scharen vorbeischauen, und das taten sie am Sonntag auch, allerdings die schweren Jungs. Wie schon öfter erschienen in der "Twin Peaks"-Filiale im Süden der texanischen Stadt Waco Hunderte Mitglieder von mindestens fünf verschiedenen Motorradgangs. Die Polizei wusste davon schon vorher, und sie wusste, was das bedeutet. Sie hatte noch versucht, die Zusammenkunft zu verhindern, aber der örtliche Wirt ließ nicht mit sich reden.
Gegen Mittag brach vor dem Lokal ein Streit aus zwischen den rivalisierenden Bikern, erst wurde er mit Fäusten und Ketten ausgetragen, dann mit Messern. Bald lieferten sich die verfeindeten Motorradfahrer eine Schießerei mitten auf dem Parkplatz der anliegenden Shopping Mall. Dabei geriet auch die Polizei unter Beschuss, die bereits mit einem größeren Aufgebot bereitstand, und die Beamten erwiderten das Feuer, wobei sie mehrere Gangmitglieder tödlich verletzten. Am Ende waren neun Biker tot und 18 verletzt.
Erstaunlicherweise wurden weder Polizeibeamte verwundet noch Passanten oder Kunden des zu dieser Zeit gut besuchten Einkaufszentrums. Polizeisprecher Patrick Swanton sagte bei einer Pressekonferenz, es sei der schlimmste Tatort, den er in mehr als 30 Jahren erlebt habe. "Überall ist Blut", sagte er. Insgesamt wurden nach Angaben der Ermittler 170 Menschen festgenommen. Mehr als hundert Waffen wurden beschlagnahmt. Den Schuldigen drohe angesichts der Schwere der Tat die Todesstrafe, sagte Swanton. Offene Kritik äußerten die Sicherheitskräfte später an dem Betreiber des Restaurants. "Wir haben ohne Erfolg versucht, mit ihm zusammenzuarbeiten", sagte Swanton, "dies ist der Gipfel all dessen, was bisher passiert ist". Die Restaurantkette drohte noch am Sonntag, dem örtlichen Betreiber die Lizenz zu entziehen.
Wie Fotos vom Tatort belegen, waren an der Auseinandersetzung unter anderem die Gangs der Bandidos, Cossacks und Scimitars beteiligt. Polizeisprecher Swanton deutete an, in dem tödlichen Streit sei es anfangs um Parkplätze gegangen. Aber es bedarf eigentlich keiner besonderen Anlässe, damit die notorischen Rivalen einander angreifen. "Dies sind keine Zahnärzte und Anwälte", sagte Swanton, "sondern Kriminelle auf Harley-Davidson-Motorrädern". Besonders die Bandidos gelten als gefährlich: In einem staatlichen Bericht über Kriminalität in Texas werden sie für organisiertes Verbrechen in den Städten und auf dem Land verantwortlich gemacht. Die Stadt Waco ist seit 1993 weltweit bekannt: Damals starben in der Nähe bei einer Auseinandersetzung zwischen Polizei und der Sekte der "Branch Davidians" mehr als 80 Menschen.