Falscher Problembär:"Du, ich habe den Bruno fotografiert"

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Als Bruno noch die Welt beschäftigte, hatte Anton Hötzelsperger das angeblich letzte Foto von dem Problembären an die Medien gegeben. Doch der Bär war nicht Bruno - und Hötzelsperger reingefallen.

Martin Zips

Anton Hötzelsperger ist Sprecher der Region Samerberg und führt ein ruhiges Leben. Einst, als der im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet umher vagabundierende Bär Bruno die Welt beschäftigte, verschickte Hötzelsperger ein Foto an Nachrichtenagenturen und Zeitungen, das angeblich Bruno zeigte. Da war es mit der Ruhe aus, der Mann wurde Medienstar. Nur: Das Foto zeigte gar nicht Bruno.

Nicht Bruno der Bär, sondern ein Artgenosse in einem Wildgehege. (Foto: Foto: ddp)

SZ: Herr Hötzelsperger, wie kam der falsche Bär in die Zeitung?

Hötzelsperger: Ein Bekannter hat mich vergeigt. Das muss ich leider so sagen. Er hat mir das Bild gegeben.

SZ: Ein Bild, das einen ganz gewöhnlichen Braunbären in einem österreichischen Wildgehege zeigt?

Hötzelsperger: Ja. Mein Bekannter hat gesagt: Du, ich habe den Bruno fotografiert. Da fragte ich ihn, ob ich das Bild nicht mal sehen könne. Es war schon Nacht, als er mir einen Computerchip vorbeibrachte. Das Bild war gut und das, was mein Bekannter erzählte, deckte sich mit der Nachrichtenlage. Also gab ich das Foto an die Presse. Viele Zeitungen druckten es sogar auf Seite eins.

SZ: Stimmt. Auch die SZ.

Hötzelsperger: Na, sehen Sie! Mein Bekannter legte sich ein Zeitungsarchiv an und amüsierte sich. Zunächst fand er seinen Scherz noch unheimlich lustig. Erst langsam bekam er kalte Füße. Nach einiger Zeit sagte mir ein Journalist, dass im Internet ein ähnliches Foto zu sehen sei, das einen Bär in einem Wildgehege zeigt. Da nahm ich meinen Freund ins Gebet, und er gestand die Fälschung.

SZ: Sie hätten diesen Fauxpas doch einfach verschweigen können.

Hötzelsperger: Ja, das haben mir auch einige geraten. Aber es wäre nicht meine Art. Zudem wussten ein paar Eingeweihte von dem Geheimnis und im Internet stand"s ja auch. Da trat ich lieber die Flucht nach vorne an.

SZ: Sind Sie jetzt sehr sauer auf Ihren Bekannten?

Hötzelsperger: So ein Verhalten kannte ich gar nicht von dem. Ich hab ihn gefragt: Hast du nicht noch mehr Bilder vom Bruno gemacht? Er antwortete: Die anderen Fotos sind leider nichts geworden. Die habe ich schon alle wieder gelöscht. Nun weiß ich: Er hat mir die anderen Fotos nur deshalb nicht gegeben, weil da vermutlich der Zaun vom Wildgehege drauf war. Wissen Sie, wenn ich auf den Bildern einen Zaun gesehen hätte, dann hätte ich natürlich gewusst, dass mich jemand auf den Arm nehmen will.

SZ: Klar. Hat Ihr Bekannter, der Fotograf, denn auch einen Namen?

Hötzelsperger: Den sage ich Ihnen nicht. Das ist eine Sache, die haben wir untereinander abgemacht.

SZ: Unter Männern sozusagen.

Hötzelsperger: Sozusagen. Ich meine, was soll ich denn jetzt machen? Soll ich ihm den Kopf umdrehen oder meinen Bekannten ins Bärengehege schmeißen?

SZ: Nein, nein.

Hötzelsperger: Also mir ist das schon wahnsinnig peinlich. Gerade war ich auf Kur, da hatte ich das Thema schon fast vergessen. Aber nun hat es mich wieder eingeholt.

SZ: In manchen Zeitungen stand unter dem Bild sogar Ihr Name.

Hötzelsperger: Es herrschte ja eine richtige Bruno-Hysterie in diesen Tagen. Und ich hatte überhaupt keine Erfahrung mit einem solchen Fall. Aber ich freue mich, dass wenigstens der Bär im Wildgehege bis heute überlebt hat.

© SZ vom 6.9.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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