Falscher Minen-Alarm in Timmendorfer Strand:"Wenn Sie wüssten, was in der Ostsee rumschwimmt!"

Lesezeit: 2 min

Mit der Vorsicht nimmt es Thoralf Kramer sehr ernst. Als der Rettungsschwimmer in der Ostsee eine Tellermine zu erspähen glaubt, lässt er den Kampfmittelräumdienst anrücken. Dabei hätte auch ein Koch die vermeintlich gefährliche Situation entschärfen können.

Charlotte Frank

Drei Stunden war der Strand der Gemeinde Timmendorfer Strand an der Ostsee am vergangenen Mittwoch gesperrt, an dem Stück, für das Thoralf Kramer als DLRG-Abschnittsleiter zuständig ist. Erst kam die Polizei, dann noch der Kampfmittelräumdienst - denn im Wasser, so hieß es, schwimme eine Mine. Erst am späten Nachmittag durften die Badegäste wieder ins Meer. Die Bombe hatte sich als Topfdeckel entpuppt.

SZ: Herr Kramer, wie haben Sie den kritischen Topfdeckel entdeckt?

Thoralf Kramer: Mein Bootsführer wollte aus einem Boot etwas holen. Auf dem Weg dorthin, durchs Wasser, hat er auf dem Grund etwas gesehen, das aussah wie eine Tellermine mit einem Zünder.

SZ: Das war dann wohl der Deckelgriff?

Kramer: Ja, einige Topfdeckel haben ja Plastikgriffe, und wenn die abbrechen und da noch Schrauben rausgucken . . .

SZ: ... dann sieht so ein Topfdeckel leicht mal aus wie eine Weltkriegsbombe?

Kramer: Der Deckel lag ja auf dem Meeresboden, eingesandet, in ungefähr einem Meter Tiefe. Da erkennt man das nicht so genau. Und ich sage meinen Leuten immer: Lieber einmal zu vorsichtig sein als einmal zu unvorsichtig. In der Lübecker Bucht kann es immer wieder vorkommen, dass Munition gefunden wird.

SZ: In den Fischernetzen?

Kramer: Meistens. Aber einmal hat auch ein Badegast beim Schnorcheln ein verrostetes Gewehrmagazin gefunden. Oder vor ein paar Jahren, da hat eine Frau einen Bernstein gesammelt, dachte sie. Aber zu Hause auf ihrem Balkon stellte sich heraus, dass sie einen Phosphor-Brocken gefunden hatte. Zum Glück wurde niemand verletzt. So was kommt ganz selten vor - aber deshalb müssen wir schon beim kleinsten Verdacht reagieren.

SZ: Falschen Alarm gibt es also öfter bei Ihnen am Strand?

Kramer: Wenn Sie wüssten, was so alles in der Ostsee rumschwimmt!

SZ: Topfdeckel!

Kramer: Ja. Aber die sind ja noch gar nichts. Kürzlich wurde Alarm ausgelöst, weil eine ganze Propangasflasche angeschwemmt wurde. Wenn da Muschelbewuchs drauf ist, dann weiß man zuerst auch nicht so genau.

SZ: Wie nähern Sie sich dann solchen Risikoflaschen oder -deckeln?

Kramer: Das machen die Spezialisten vom Kampfmittelräumdienst. Wir spielen da nicht den Helden. Am Mittwoch war es so, dass der Dienst einen Taucher losgeschickt hat. Der hat sofort Entwarnung gegeben. Weil er gleich erkannt hat, dass da doch keine Tellermine lag.

SZ: Wie haben die Touristen in Timmendorfer Strand reagiert?

Kramer: Ach, gelassen. Die sind ja im Urlaub, und so schön wie es hier ist, da regt man sich nicht so schnell auf. Den Deckel hat dann der Kampfmittelräumdienst mit nach Kiel genommen.

© SZ vom 03.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: