Fahndung nach Pornodarsteller:"Zerstückler" soll sich in Paris aufhalten

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Der Kanadier Luka Rocco Magnotta soll einen chinesischen Studenten ermordet und die Leichenteile seines Opfers an kanadische Parteien verschickt haben. Interpol fahndet weltweit nach dem 29-Jährigen und vermutet ihn aktuell im Raum Paris - seine Handyverbindungsdaten haben ihn verraten.

Stefan Ulrich, Paris

Der Fall erinnert an die Kriminalromane der französischen Bestsellerautorin Fred Vargas, in denen Psychopathen mit Namen wie der "Zerquetscher" ihre Verbrechen spektakulär in Szene setzen. Im wahren Leben sucht die Polizei jetzt einen 29 Jahre alten Kanadier namens Luka Rocco Magnotta, den die französischen Medien den "Zerstückler" nennen. Der mutmaßliche Mörder soll sich seit Tagen im Raum Paris aufhalten.

Luka Rocco Magnotta (hier zu sehen auf einem digital bearbeiteten Bild der kanadischen Polizei) wird verdächtigt, einen Studenten erschlagen zu haben. (Foto: AFP)

Magnotta, ein früherer Porno-Darsteller, wird verdächtigt, er habe am 24. Mai in seiner Wohnung in Montreal einen chinesischen Studenten mit einem Eispickel erschlagen, die Leiche zerstückelt und einen Film von der Tat ins Internet gestellt. Bereits vor Monaten hatte er angekündigt: "Wenn man einmal begonnen hat, zu töten und Blut zu riechen, kann man nicht mehr aufhören."

Pakete mit einem Fuß und einer Hand des Chinesen wurden vergangene Woche an die beiden größten Parteien Kanadas gesendet. Der Rumpf der Leiche wurde in einem Koffer entdeckt. Interpol schrieb Magnotta weltweit zur Fahndung aus. Die Polizei glaubt, dass der Verdächtige am 26. Mai nach Paris geflogen ist.

Sein Ziel war es, berühmt zu werden

Mehrere Zeugen wollen ihn in der Stadt und in angrenzenden Departements gesehen und mit ihm gesprochen haben, darunter der Besitzer einer Bar im Batignolles-Viertel. Auch soll er mehrere Abende beim Bastille-Platz verbracht und in einem Hotel im Pariser Osten übernachtet haben. Die Polizei hofft, durch Überwachungskameras mehr Hinweise zu bekommen. Wie am Sonntagnachmittag gemeldet wurde, soll es den Beamten inzwischen gelungen sein, Magnottas Weg durch den Großraum Paris anhand seiner Handy-Verbindungsdaten zu rekonstruieren.

Der in zerrütteten Verhältnissen aufgewachsene Rocca trat früher unter verschiedenen Namen auf. Teilweise verkleidete er sich als Frau. Sein Ziel war es offenbar, berühmt zu werden. Deshalb bewarb er sich bei Casting-Shows. 2011 soll er ein Video verbreitet haben, auf dem er junge Katzen quält und an eine Schlange verfüttert. Kurz darauf schrieb er einem Journalisten, das nächste Mal werde er einen Film drehen, "in dem man Menschen sieht und keine Katzen".

Der französische Psychiater Samuel Lepastier hält Magnotta für äußerst gefährlich: "Wir haben es wahrscheinlich mit einem Psychopathen zu tun, der keinerlei Hemmung kennt", sagte er der Zeitung Parisien.

© SZ vom 04.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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