Fälschlicher Kindesentzug:Irische Polizei gibt Roma ihre Kinder zurück

Lesezeit: 1 min

Ein fataler Behördenirrtum erschüttert Irland. Die Polizei hat zwei Roma-Familien fälschlicherweise ihre hellhäutigen Kinder entzogen. Nun geraten die Behörden von höchster Stelle unter Druck.

Nachdem die Behörden in Irland zwei ausländischen Familien fälschlicherweise ihre hellhäutigen Kinder weggenommen haben, ist eine Diskussion über die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen entbrannt. Die Polizei hatte am Montag ein blondes Mädchen im Alter von sieben Jahren einer Roma-Familie entzogen und in staatliche Pflege gegeben. Wenig später wurde einer Familie ein zwei Jahre alter Junge unter dem Verdacht entzogen, das Kind könnte entführt worden sein.

Am späten Mittwochabend stellte sich heraus, dass die Siebenjährige zu der Familie gehört. DNA-Tests hätten dies eindeutig bewiesen, die Kleine kehre nun zu ihrer Familie zurück, erklärte deren Anwalt. Das Mädchen hatte bereits zwei Nächte in behördlicher Obhut verbracht. Auch bei dem zweijährigen Jungen hatte sich der Kindesentzug als falsch herausgestellt, er ist inzwischen wieder bei seinen Eltern.

Die Behörden waren einem Hinweis aus der Bevölkerung nachgegangen, nachdem der Fall der kleinen Maria in Griechenland bekanntgeworden war. Die griechische Polizei hatte das Mädchen vor einer Woche in einem Roma-Lager in der Stadt Farsala entdeckt. Sie war den Beamten aufgefallen, weil sie mit ihren blonden Haaren und hellen Augen ihren angeblichen Eltern überhaupt nicht ähnelte. DNA-Tests bestätigten, dass es sich bei dem Paar nicht um die leiblichen Eltern handelte. Ihre Identität ist unklar.

Kinderschutz-Organisationen kritisierten die Behörden in Irland scharf. Martin Collins von der Organisation Pavee Point, die sich in Irland um die Rechte von Sinti und Roma sowie der Irish Travellers kümmert, bemängelte, die Kinder seien von den Behörden "regelrecht entführt" worden. Die Regierung verteidigte sich hingegen mit dem Hinweis, die Behörden hätten stets das Wohl des Kindes im Auge. Dennoch hat der irische Justizminister Alan Shatter den Chef der irischen Polizei aufgefordert, das Handeln der Behörden zu erklären.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/pauk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: