Erinnerung:Endlich zu Hause

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Das berühmteste Flugzeug der Bundesrepublik, die "Landshut", ist nach Deutschland zurückgekehrt. 40 Jahre nach der Entführung im "Deutschen Herbst".

Von Joachim Käppner

Am Ende wurde das Flugzeug selbst geflogen, im Bauch einer gigantischen russischen Antonow: die Landshut, das berühmteste Flugzeug der Bundesrepublik, das jetzt zurück in Deutschland ist. Samstagfrüh landete die erste Antonow mit dem Rumpf der Landshut an Bord in Friedrichshafen. Mittags kam die zweite, eine Iljuschin, mit den beiden Tragflächen und weiteren Teilen. Tausende Besucher sahen dem Ereignis zu, darunter Zeitzeugen wie Jürgen Vietor, der frühere Copilot der Landshut.

Vor 40 Jahren hatte ein vierköpfiges palästinensisches Terrorkommando die damalige Lufthansa-Maschine gekapert, um unter anderem die RAF-Häftlinge in Stammheim freizupressen. Vietor flog die Boeing 737 über mehrere Stationen bis nach Mogadischu, wo die deutsche Antiterroreinheit GSG 9 die Maschine am 18. Oktober 1977 stürmte, drei Terroristen erschoss und alle Geiseln befreite. Flugkapitän Jürgen Schumann hatten die Terroristen bereits im jemenitischen Aden ermordet. Nur Stunden nach der Erstürmung der Landshut nahmen sich die RAF-Häftlinge Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe im Gefängnis das Leben; ihre Gesinnungsgenossen töteten daraufhin den entführten Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer. Es war der traurige Höhepunkt des "Deutschen Herbstes" und der Anfang vom Ende der linken Terrortruppe RAF. Die von Bundeskanzler Helmut Schmidt angeordnete Befreiung geriet zum Symbol für die wehrhafte Demokratie. Oder, wie es Außenminister Sigmar Gabriel kürzlich nannte: für eine "freie Gesellschaft, die sich von Angst und Terror nicht unterkriegen lässt".

Vietor hatte den Weg der Maschine über die Jahre immer verfolgt, sie flog, nach Beseitigung der Einschusslöcher, einfach weiter für die Lufthansa, wurde dann verkauft und trat als Frachtmaschine eine Odyssee durch mehrere Länder an, um auf einem Flugzeugfriedhof im brasilianischen Fortaleza ihrer Verschrottung entgegenzusehen. Ehemalige Geiseln wie Vietor und die damalige Stewardess Gabriele von Lutzau sowie der Buchautor Martin Rupps setzten sich für ihren Erhalt ein. In diesem Jahr machte Gabriel die Rettung der Landshut zur Chefsache. Die Boeing wird auf dem Gelände des Luft- und Raumfahrtmuseums der Dornier-Stiftung in Friedrichshafen ausgestellt. Jürgen Vietor ist damit zufrieden: "40 Jahre heilen alles." Die lange Reise der Landshut ist vorüber.

© SZ vom 25.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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