Karlheinz Geißler ist Professor für Wirtschaftspädagogik an der Bundeswehr-Universität in München - und Zeitforscher.
Arbeiter reinigen eine Turmuhr am Parlament in London. Auf gut Englisch heißen diese Fachkräfte "Abseilers".
(Foto: Foto: AP)sueddeutsche.de: Tag, Herr Geißler, haben Sie ein paar Minuten Zeit für ein Interview?
Geißler: Aber selbstverständlich, schließlich bekommen wir am Wochenende eine Stunde geschenkt.
sueddeutsche.de: So lange wollte ich Sie gar nicht aufhalten.
Geißler: Das habe ich auch nur so gesagt, in Wahrheit bekommen wir nichts geschenkt, genauso wenig wird uns vorher etwas weggenommen.
sueddeutsche.de: Was halten Sie von der Zeitumstellung?
Geißler: Erstmal wird nicht die Zeit, sondern die Uhr umgestellt. Das verwechseln wir gerne. Es ist eine Illusion, die Menschen wären die Herren der Zeit, man könnte sie sparen und die gesparte Zeit dann leben.
sueddeutsche.de: Sind dann Sommer- und Winterzeit heutzutage noch sinnvoll?
Geißler: Eine Winterzeit gibt es nicht, es heißt Normalzeit. Ich würde die Umstellung als mäßig sinnvoll bezeichnen. Früher wollte man Ernergie sparen. Heute sind die privaten Energiekonzerne aber eher an einem höheren Verbrauch interessiert.
sueddeutsche.de: Warum sollte man dann an der Regelung festhalten?
Geißler: Hinter ihr steht doch eine schöne Symbolik, dergestalt, dass man die Zeit anders ordnen kann. Außerdem können die Menschen im Sommer länger im Biergarten sitzen und haben mehr Zeit zum Konsumieren.
sueddeutsche.de: Was machen Sie mit der zusätzlichen Stunde am Wochenende?