Die ehemalige US-Bluttest-Unternehmerin Elizabeth Holmes ist wegen Betrugs zu 135 Monaten, also elf Jahren und drei Monaten, Gefängnis verurteilt worden. Ihr Biotech-Start-up-Unternehmen Theranos hatte sie laut Urteilsbegründung in betrügerischer Absicht zu einem Neun-Milliarden-Dollar-Unternehmen aufgebaut. Die schwangere 38-Jährige muss ihre Haftstrafe nicht vor dem 27. April kommenden Jahres antreten.
Die am Freitag von US-Bezirksrichter Edward Davila in San José, Kalifornien, verhängte Strafe liegt weitaus näher an der von der Staatsanwaltschaft geforderten 15-jährigen Haftstrafe als an dem, was Holmes' Anwälte beantragt hatten - höchstens 18 Monate Gefängnis oder Hausarrest.
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Die Verurteilung bildet den Abschluss einer jahrelangen Geschichte. Es gibt Bücher, Fernsehdokumentationen, Podcasts und Filme über die Studienabbrecherin der Stanford University, die im Alter von nur 19 Jahren zu einer prominenten Unternehmerin aufstieg: Die Firma warb mit einer vermeintlich revolutionären Technologie für besonders schnelle, effektive und kostengünstige Bluttests. Doch ihre Technologie wurde schließlich als Betrug entlarvt, was zum Zusammenbruch des Unternehmens führte.
Vor der Urteilsverkündung hielt Holmes unter Tränen eine Rede im Gerichtssaal, in der sie sich bei den Opfern und Investoren entschuldigte und sagte, sie übernehme die volle Verantwortung für Theranos - ohne jedoch Schuld zuzugeben. "Ich bin am Boden zerstört über mein Versagen", sagte Holmes. "Rückblickend gibt es so viele Dinge, die ich anders machen würde, wenn ich die Chance dazu hätte. Ich habe zu schnell versucht, meinen Traum zu verwirklichen."
Ein Geschworenengericht hatte Holmes bereits im Januar wegen vierfachen Betrugs und Verschwörung verurteilt. Demnach soll sie gewusst haben, dass die Bluttestgeräte, die sie Risikokapitalgebern und wohlhabenden Investoren als revolutionär anpries, in Wirklichkeit nicht funktionierten.