Es wirkt wie eine verrückte Entscheidung. Am späten Mittwoch hat das Kabinett in Botswana entschieden, die Jagd auf Elefanten wieder zuzulassen. Auf ein Tier, das wie kaum ein anderes Großwild dezimiert wurde. Im Jahr 1979 soll es Schätzungen zufolge noch 1,3 Millionen Tiere gegeben haben in Afrika, mittlerweile ist der Bestand nach Angaben von Tierschützern auf etwa ein Viertel dessen geschrumpft. Die Regierung in Botswana argumentiert jedoch, dass sich der Bestand in den vergangenen Jahren derart erholt habe, dass die Tiere zu einem Problem geworden seien. "Diese starke Elefantenpopulation schafft ein ökologisches Ungleichgewicht", so begründete die Regierung die Aufhebung des Jagdverbotes. Die Tiere würden in einigen Regionen des Landes das Vieh von Bauern töten und die Ernte auf den Feldern vernichten.
Botswana hat die größte Elefantenpopulation in Afrika, nach Angaben der Regierung sollen es etwa 130 000 Tiere sein. Im Jahr 2014 wurde in Botswana ein generelles Jagdverbot verhängt, was nach Ansicht von Tierschutzorganisationen maßgeblich zum Ansteigen der Population beigetragen habe. Nach Ansicht des Umweltministeriums gibt es mittlerweile in manchen Regionen aber zu viele Elefanten. Die Regierung verspricht, dass die Jagd nur verantwortungsvoll und "ethisch" erlaubt werde, Zahlen nennt sie nicht.
Die Diskussion über das Jagdverbot ist eines der großen Wahlkampfthemen in Botswana, das als Musterdemokratie in Afrika gilt: Die Korruption ist gering, die Lebensqualität hoch. Der Tourismus macht etwa 15 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. Viele Tierschützer lobten vor fünf Jahren die Entscheidung des damaligen Präsidenten Ian Khama, die Elefantenjagd zu verbieten. Der jetzige Präsident, Mokgweetsi Masisi, sieht die Dinge etwas anders. Sein Kabinett wirft dem Vorgänger vor, das Jagdverbot vor allem aufgrund persönlicher Interessen verhängt zu haben - der ehemalige Präsident ist Teilhaber an verschiedenen Lodges.
Ranger und Soldaten waren angehalten, Wilderer sofort zu erschießen
Auf der einen Seite hat der Schutz der Elefanten Botswana eine steigende Zahl an Touristen beschert, Kritiker bemängeln aber, dass nur ein kleiner Teil der Bevölkerung vom Wachstum profitiert habe. "Manche sehen das Töten von Elefanten aber nicht als Wilderei, sie jagen, um zu überleben", sagte Churchill Collyer, der stellvertretende Direktor der Naturschutzbehörde der SZ im vergangenen November. So sei die Jagd in vielen Regionen des Landes Tradition - und trotzdem habe der Brauch über eine lange Zeit nicht dazu geführt, dass der Bestand an Elefanten bedrohlich dezimiert wurde. Weil die Gemeinschaften als Gruppe entschieden, wie viele Tiere getötet werden. Erst die steigende Nachfrage aus Asien, wo die Stoßzähne als Potenzmittel gelten, habe die Population gefährdet.
Die drohende Ausrottung der Elefanten veranlasste viele Regierungen in Sub-Sahara-Afrika zu drastischen Maßnahmen. In Botswana galt in den vergangenen Jahren eine Notwehr-Politik, Ranger und Soldaten waren angehalten, Wilderer sofort zu erschießen. Kritiker hielten dies für ein Todesurteil ohne rechtsstaatliches Verfahren, bis heute weigert sich die Regierung, genaue Zahlen zu nennen. Einigen Rangern wurden aber mittlerweile halbautomatische Waffen abgenommen. Nach Ansicht von Tierschutzorganisationen wie "Elephants without Borders" ist seither die Zahl der gewilderten Elefanten drastisch gestiegen, was die Regierung bestreitet.
Beide Seiten beziehen sich auf Hochrechnungen, eine genaue Zahl der getöteten Elefanten ist im weitläufigen Botswana schwer festzustellen.