Ein Anruf bei...:Markus Herpich, der für echte Insulaner kämpft

Lesezeit: 2 min

Neulich ist auf Föhr doch noch ein Baby geboren worden. Das sollte eigentlich nicht passieren. Ein Landrat drohte deshalb den Insulanern. Nun hat er in Geschäften auf der Insel Hausverbot.

Interview von Thomas Hahn

Markus Herpich besitzt auf der Nordseeinsel Föhr zwei Tankstellen, eine Bar, einen Kiosk und einen Imbiss. Das nutzt er für seinen Protest gegen die Schließung der Geburtenstation auf der 8400-Einwohner-Insel: Er hat ein Hausverbot verhängt gegen Dieter Harrsen. Der, Landrat des Kreises Nordfriesland und Aufsichtsratsmitglied im Klinikum Nordfriesland, darf bei Herpich nicht mehr tanken und bekommt auch nichts zu essen.

SZ: Sie müssen ja ziemlich sauer sein auf den Herrn Harrsen.

Markus Herpich: Persönlich kenne ich ihn gar nicht. Aber wie er mit uns Föhrern umspringt, passt mir nicht.

Was ist los?

Im Januar hat noch mal eine Mutter ihren Sohn im Kreißsaal der Inselklinik zur Welt gebracht, der eigentlich stillgelegt ist. Sie war nicht rechtzeitig aufs Festland gefahren. Das passte Landrat Harrsen offenbar nicht. Anfang März war er bei uns in der Stadtvertretung und hat gesagt, wenn jemals wieder ein Kind auf Föhr geboren wird, wird er den Kreißsaal komplett schließen. Er droht uns Insulanern.

Was wollen Sie erreichen?

Es sollen wieder Insulaner geboren werden. Der Aufsichtsrat der Klinik hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, welche Auflagen dafür erfüllt werden müssten. Aber Herr Harrsen gibt das Gutachten nicht heraus. Er will nicht darüber reden, wie man den Kreißsaal wieder eröffnen könnte.

Die Klinik sagt, sie könne sich nicht ausreichend Personal für die Station leisten.

Seit 50 Jahren gibt es den Kreißsaal auf Föhr - und plötzlich soll er nicht mehr rentabel sein? Die Geburten sind nicht viel weniger geworden. Jetzt haben wir noch Flüchtlinge hier. Ich verstehe das nicht.

Ist Ihr Kind auf Föhr geboren?

Zum Glück ja, 2011 schon.

Gab es dabei Probleme?

Nein, null.

Und heute?

Zwei Wochen vor dem Entbindungstermin müssen die Schwangeren aufs Festland in ein Boardinghouse, um dort auf den Stichtag zu warten. Die Männer bleiben auf der Insel zurück, müssen arbeiten und die Kinder versorgen, wenn schon welche da sind. Das ist eigentlich nicht zu machen.

Was bedeutet Ihr Hausverbot, wenn Herr Harrsen auf Föhr eine Wurst möchte?

Markus Herpich, 39, besitzt mehrere Geschäfte auf Föhr. Essen, Trinken und Benzin bekommt der Landrat bei ihm nicht mehr. So will er den Kreißsaal retten, in dem sein Sohn 2011 noch geboren werden durfte. (Foto: N/A)

Bei mir kriegt er die nicht, ganz einfach. Es sei denn, er rückt das Gutachten raus. Ich habe das Hausverbot per Fax an sein Sekretariat in Husum geschickt.

Reaktionen?

Keine. Ich erwarte aber auch keine. Es hat alles schon 2015 angefangen. Da habe ich auf meinem Tankwagen vom Klinikgeschäftsführer Frank Pietrowski gefordert: Der Kreißsaal soll bleiben. Vor Kurzem habe ich deshalb eine Abmahnung bekommen. Da kam ich auf die Idee, Herrn Harrsen Hausverbot zu erteilen. Ich will ein Zeichen setzen.

Harrsen tankt nicht oft auf Föhr.

Aber andere Firmen hier haben ihm auch Hausverbot erteilt. Ich hoffe, das machen noch mehr, vielleicht sogar die ganze Insel. Das wäre schon peinlich für einen Landrat, wenn er sich in keinem Geschäft mehr blicken lassen dürfte.

Die meisten Föhrer sind sauer?

Alle. Es geht ja auch um ganz Föhr. Wenn Herr Harrsen darüber reden würde, wie wir die Auflagen gemeinsam erfüllen könnten - dann hätte keiner einen Hass auf ihn. Aber so muss er sehen, wo er auf Föhr seinen Most holt.

© SZ vom 25.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: