Ein Anruf bei...:Kallstadts Bürgermeister 

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Thomas Jaworek hat es wegen Donald Trumps Großvater zurzeit mit vielen Journalisten aus den USA zu tun.

Von Titus Arnu

Kallstadt an der Deutschen Weinstraße war bislang für einen Weißwein namens "Saumagen", Fachwerkhäuser und Ausflugslokale bekannt. Dies ändert sich gerade drastisch, und zwar durch den US-Präsidentschaftswahlkampf. Denn aus Kallstadt stammte ein gewisser Friedrich Trump, der 1885 nach Amerika auswanderte, in New York als Friseur arbeitete, später im Zuge des Goldrauschs an die Westküste zog und schließlich mit dem Kauf von Grundstücken in Manhattan zu Wohlstand kam. Es handelt sich um den Großvater von Donald Trump. Ein Anruf bei Thomas Jaworek, dem Bürgermeister von Kallstadt, der sich nicht gerade als begeisterter Donaldist zu erkennen gibt.

SZ: Herr Jaworek, die Nachrichtenagenturen melden: "Einwohner von Kallstadt sind genervt von US-Medien". Was ist da bei Ihnen los?

Thomas Jaworek: Seit Anfang des Jahres waren viele große amerikanische und britische Medien zu Besuch: CNN, Wallstreet Journal, US-Radiosender, Guardian. Sie wollten mit Trump-Verwandten sprechen und mit der Familie Heinz - die Vorfahren des Erfinders von Heinz Ketchup kommen nämlich auch aus Kallstadt. Seit die Geschichte durch den Dokumentarfilm "Kings of Kallstadt" von Simone Wendel bekannt wurde, ist das Interesse an unserem Ort stark gestiegen.

Wird Kallstadt jetzt weltberühmt, weil Opa Trump dort aufgewachsen ist?

Na ja, ich schätze nicht, das wäre auch ein bisschen übertrieben. Allein auf die Tatsache, dass Donald Trumps Vorfahren vor langer Zeit hier gelebt haben, muss man ja auch nicht unbedingt stolz sein, oder?

Das klingt so, als wären Sie gar nicht so wahnsinnig froh über den Präsidentschaftsbewerber Trump und dessen Auswirkungen auf das Dorfleben.

Sagen wir es so: Alle Äußerungen, die Trump im Wahlkampf macht, möchte man nicht blind unterschreiben. Auch nicht, wenn man Kallstädter ist und Nachfahren der Familie Trump persönlich kennt.

Sie sind bei der CDU, sehen Sie da irgendwelche Überschneidungen mit dem Programm der Republikaner?

Ich war übrigens auch mal bei der CSU, denn ich komme aus Starnberg und bin aus beruflichen Gründen nach Rheinland-Pfalz ausgewandert. Aber mit Trumps Politik verbindet mich nicht viel. Trotzdem beobachte ich den US-Wahlkampf mit Spannung, er ist ja auf jeden Fall ein ernst zu nehmender Kandidat.

Thomas Jaworek, 48, ist Bürgermeister der Gemeinde Kallstadt in Rheinland-Pfalz. Der CDU-Politiker führt derzeit öfter mal US-Reporter durch das Dorf. (Foto: N/A)

Für was interessieren sich denn die amerikanischen Besucher, wenn sie in Kallstadt nach Trump-Spuren suchen?

Ich höre oft die Frage, warum an dem Haus der Familie Trump oder am Heinz-Haus kein Schild hängt, auf dem steht, wer hier geboren ist. Da frage ich mich: Was hat denn der Herkunftsort dafür geleistet, dass einer wie Donald Trump jetzt Präsident werden will? Das ist auch nicht unbedingt etwas, auf das man hinweisen muss.

Auf was sind denn die Kallstädter stolz?

Kallstadt ist ein liebenswerter, kleiner Postkartenort, der nur 1200 Einwohner hat, aber 3000 Plätze in Gasthäusern und Weinstuben. Wir haben ein sehr lebendiges Vereinsleben und ehrenamtliche Blumenfrauen, die öffentliche Plätze und die Kirche mit Geranien schmücken. Und natürlich den Saumagen - sowohl das Gericht als auch den gleichnamigen Wein.

Falls Trump US-Präsident wird, könnte Kallstadt da touristisch profitieren?

Wir hatten schon immer einen florierenden Tagestourismus aus der gesamten Rhein-Neckar-Region. Am 12. und am 13. März zum Beispiel ist der "Tag der offenen Weingüter", da können Sie auch die Weingüter Christ, Weisenborn und Bender besuchen, das sind alles Verwandte von Trump. Ich glaube aber nicht, dass wir einen besonderen Trump-Tourismus brauchen.

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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